FAIReconomics Newsletter KW 41 NACHRICHTEN
Rodungsstopp für den Hambacher Forst: Niederlage für die RWE Power AG. Am Freitag stoppte das Oberverwaltungsgericht Münster vorläufig die Rodungsarbeiten im Hambacher Forst. Das Oberverwaltungsgericht hatte mit Eilbeschluss  entschieden, dass die RWE Power AG den Hambacher Forst nicht roden darf, bis über die Klage des BUND NRW gegen den Hauptbetriebsplan 2018 bis 2020 für den Braunkohletagebau Hambach entschieden ist. Unterdessen demonstrierten am Tagebau am Sonnabend rund 50.000 Menschen friedlich für einen schnellen Kohleausstieg.  Der Rodungsstopp trifft den Energiekonzern RWE stark. Der Aktienkurs rutschte bis zum Freitagabend um rund neun Prozent ab.  RWE hatte den wirtschaftlichen Schaden von 2019 an auf einen „niedrigen dreistelligen Millionenbetrag“ im Jahr beziffert. fair-economics.de , wdr1.de , faz.net
Städte wollen „Intensiv“ werden: In der Nacht zum Montag hat sich die große Koalition auf ein Konzept zur Lösung der Dieselkrise geeinigt. Damit sollen vor allem weitere Fahrverbote verhindert werden. Schwere Fahrzeuge in den Kommunen und von Handwerkern sollen Katalysatoren erhalten. Und in den 14 Städten mit einer NOx-Belastung von mehr als 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahresmittel und den angrenzenden Landkreisen sollen auch private Pkw nachträglich Katalysatoren eingebaut bekommen. Zudem haben die Großkoalitionäre Tauschprämien für den Wechsel von alten Diesel auf saubere Autos vorgesehen. Doch vieles ist noch nicht geregelt. Nun wollen immer mehr Städte an die Fördertöpfe des Bundes. „Die Festlegung der 14 Intensivstädte ist willkürlich. 50 Städte, die die NOx-Grenzwerte nicht erreichen, werden damit allein gelassen“, meint zum Beispiel ein Berliner Senatssprecher.  So komme die Hauptstadt auf einen Jahresmittelwert von 49 Mikrogramm –  was nicht ausreicht, um in die Förderliga zu kommen.  n-tv.de,  welt.de

Rund zwei Millionen Tonnen Brot landen jährlich im Müll. In manchen Geschäften bleibt jede fünfte Backware liegen und geht nicht über die Ladentheke. Doch nicht nur die Verbraucher sind verantwortlich, sondern auch die massive Überproduktion. Im Schnitt liegen die Retouren zwischen 12-15 Prozent. Laut aktuellen Schätzungen ergeben sich bei Backwaren in Deutschland insgesamt Verluste von etwa 1,7 Mio. Tonnen pro Jahr. Die ökologischen Auswirkungen: Die Ernte von rund 398.000 Hektar Ackerland wird verschwendet. Das entspricht einem Acker der größer ist als Mallorca. Zudem werden unnötige 2,46 Millionen Tonnen Treibhausgase ausgestoßen. wwf.de

EU-Parlament fordert striktere Grenzwerte: Das EU-Parlament will strengere Grenzwerte für CO2-Emissionen als die EU-Kommission. Nach dem Willen des Parlamentes sollen Neuwagen ihre Schadstoffausstöße bis 2030 um 40 Prozent reduzieren. Die Kommission will lediglich 30 Prozent. Deutschland unterstützt die Position der Kommission. Nun müssen sich im Trilog-Verfahren Parlament, Kommission und Vertreter der Mitgliedsstaaten im EU-Rat auf ein gemeinsames Vorgehen einigen. süddeutsche.de
IGBCE-Chef warnt vor zu hohem Tempo bei der Energiewende:  Michael Vassiliadis fürchtet, dass es Gegenpositionen zur Klimadebatte geben könnte. Man müsse aufpassen, dass eine zu sehr auf selbst gesetzte Klimaziele fokussierte Debatte nicht irgendwann radikalen Gegenpositionen Aufwind gebe, die niemand haben wolle. Donald Trump lasse grüßen. Seine größte Sorge sei, dass die ganze Energiewende Mitte des nächsten Jahrzehnts stecken bleibe, weil zu teuer und zu ineffizient, und dann ein großer Rollback gefordert werde.“ Grundsätzlich habe die Bundesrepublik als „reiches und verantwortlich handelndes Land allen Grund und auch die Möglichkeiten, beim Klimaschutz voranzugehen. Aber uns selbst als edles Vorbild aufzuspielen, dem am Ende in der Praxis aber niemand folgt, wäre töricht“. Es stimme einfach nicht, dass wir in Deutschland mit einem Anteil von etwas mehr als zwei Prozent an den weltweiten CO2-Emissionen das Zwei-Grad-Ziel von Paris nennenswert beeinflussen würden. tagesspiegel.de
Anti-Opec geplant? Politiker in den USA diskutieren aufgrund steigender Ölpreise  ein altes Gesetz wiedereinzuführen, dass Preisabsprachen auf dem Ölmarkt verbietet.  OPEC-Staaten müssten dann Strafen zahlen. Saudi-Arabien wäre davon betroffen. Ob es zu diesem Beschluss kommen wird, ist allerdings fraglich, da dem Senat bis zu den Mid-Term Wahlen nur zwei Sitzungswochen bleiben. US-Präsident Donald Trump macht jedoch Druck. de.reuters.com
Buchtipp der Woche: Crashed Wie zehn Jahre Finanzkrise die Welt verändert haben
Als die US-Großbank Lehman Brothers im September 2008 zusammenbrach, war dies der Tiefpunkt der Banken- und Finanzkrise. Und obwohl der totale Kollaps der Weltwirtschaft damals verhindert wurde, ist die Finanzkrise noch lange nicht Geschichte, wie der britische Historiker Adam Tooze zeigt. Er schildert, wie es zu dieser Krise der Finanzmärkte kam und welche dramatischen Folgen sie bis heute hat. Denn nicht nur ist durch die Finanzkrise die Stabilität Europas ins Wanken geraten, sie hat auch das Vertrauen in die Kraft der globalen Wirtschaftsordnung erschüttert – und so zum Aufstieg der Populisten beigetragen. randomhouse.de
Mehr privater Energieverbrauch in Deutschland: Der Grund sind mehr Single-Haushalte.  destatis.de
Dänemark: Dieselverkaufsstopp ab 2030. euractiv.com
Dieselpakete: Teuer für die Automobilindustrie. deraktionaer.de 
Ernährung: Europa könnte pestizidfrei werden. iddri.org
Trump stärkt amerikanische Ölindustrie: Aufweichung von Sicherheitsregularien bei Ölbohrungen auf dem offenen Meer. energiezukunft.eu 
Elektrobusse: Rechnen sich – trotz hoher Anschaffungskosten. biz-energy.com
Windenergie: Schwimmende Anlagen für das offene Meer. deutschlandfunk.de
Ostdeutschland liegt vorn: beim Ausbau der Solarenergie. solarwirtschaft.de
Klöckner: Mehr Wertschätzung fürs Essen. dw.com

WÖRTLICH GENOMMEN
„Der Dieselskandal ist ein doppelter Betrug. Leidtragende sind die Anwohnerinnen und Anwohner an den vielbefahrenen Straßen. Verbraucher haben Autos erworben, die die Abgasstandards aufgrund betrügerischer Machenschaften der Automobilindustrie verfehlen. Betrogen wurden außerdem die für die Luftqualität zuständigen Kommunen und Bundesländer. Sie hatten sich bei ihren Luftreinhalteplänen auf das korrekte Einhalten der Abgasstandards verlassen.“
Regine Günter (parteilos), Berliner Verkehrssenatorin, der Diesel-Skandal bringe die Bundesländer in die schwierige Situation, den Gesundheitsschutz durchzusetzen, ohne den Verbraucherschutz aufzugeben. Die Gesundheit sei für alle Menschen das höchste Gut. Aber die politisch Verantwortlichen müssten auch die Menschen im Blick behalten, die noch auf das Auto angewiesen seien, zum Beispiel, weil sie zu ihrem Arbeitsplatz fahren müssten. Statt das Problem an der Wurzel zu packen, habe die Bundesregierung eine Mogelpackung geschnürt. Es seien von rund 70 betroffenen Städten 14 so genannte Intensivstädte definiert worden. Die Entscheidung darüber orientiere sich an der willkürlich gesetzten Schwelle von 50 statt dem europäischen Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter. Demnach gehöre Berlin scheinbar nicht zum Kreis der besonders betroffenen Städte, weil hier die Belastung an den wenigen automatischen Messstationen nur bei maximal 49 Mikrogramm/Kubikmeter liege. Tatsächlich würden aber mit weiteren Verfahren bis zu 63 Mikrogramm pro Kubikmeter gemessen. tagesspiegel.de
„Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben einen Entwurf vorbereitet. Satz für Satz dieser Zusammenfassung wird an die Wand projiziert. Die Regierungsvertreter fragen dann zum Beispiel, ob man manches nicht anders formulieren könnte, anderes überhaupt rein muss. Und die Wissenschaftler erklären, warum der jeweilige Aspekt wichtig ist. Satz für Satz wird so durchgegangen. Wenn es keine Einwände mehr gibt, nimmt der Vorsitzende einen Hammer, schlägt für alle hörbar auf Tisch und sagt „Adopted“. Dann kann der Satz nicht mehr verhandelt werden. „
Omar Edenhofer, kommissarischer Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung über die Arbeit am Weltklimabericht. In den ersten Tagen denke man,  man werde nie fertig, weil sich die Delegierten am Anfang in Nebensächlichkeiten festbeißen würden. Aber das sei Taktik. Die wichtigen Dinge sollten unter Zeitdruck verhandelt werden, wenn die Nerven schon blank lägen und sich der Schlafentzug bemerkbar mache. Erfahrene Diplomaten wüssten, dass sie hier ihre entscheidenden Anliegen durchboxen könnten. In dieser Situation müssten die Vorsitzenden Nervenstärke beweisen, es gelte Drohungen auszuhalten und immer freundlich zu bleiben. Wer ausraste, habe verloren. Wie durch ein Wunder sei bislang das Dokument nach einer Woche verabschiedet worden. zeit.de. bloomberg.com (Hintergründe Bericht)

MEHR WISSEN
Biologische Kriegsführung mit Insekten? Ein Forschungsprogramm der Forschungsbehörde des amerikanischen Verteidigungsministeriums weckt die Befürchtung, dass Forschung zur biologische Kriegsführung missbraucht werden könnte. Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Evolutionsbiologie in Plön sowie der Universitäten Freiburg und Montpellier weisen im Fachmagazin Science darauf hin, dass ein solches System relativ leicht manipuliert und als biologische Waffe eingesetzt werden kann. fair-economics.de
Kinderkriegen in der Klimakrise: Amerikanische Aktivisten verbinden das Thema „Kinder bekommen oder nicht“ mit der ökologischen Entwicklung. Damit wollen sie eine stärkere  Auseinandersetzung mit der Klima-Problematik erreichen. „Wir glauben daran, dass sich – indem wir Geschichten über die Auswirkungen erzählen, die der Klimawandel auf unsere Fortpflanzung hat – die öffentliche Wahrnehmung weg vom ‘da drüben’ der Wissenschaft, Wirtschaft oder Politik hin zum Mittelpunkt unseres Alltags verschiebt“, heißt es auf deren Webseite. Zur Verbreitung ihres Anliegens veranstaltet Conceivable Future in den USA Hauspartys, bei denen die Leute sich treffen, diskutieren und ihr Statement abgeben können. ze.tt.de , conceivable.org
„Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten“… oder doch… um die Arktis: Wissenschaftler der Princeton University haben jüngst einen Vorschlag gemacht, nämlich Mauern rund um das abbrechende Eis zu errichten. Durch die globale Erwärmung brechen riesige Teile Eis in den Polargebieten ab und schmelzen auf ihrem Weg in wärmere Gewässer.  Die Forscher halten dies – trotz der unwirtlichen Bedingungen in der Arktis für machbar. Je nach Komplexität der Barrieren auf dem Meeresgrund prognostizieren die Wissenschaftler eine Erfolgswahrscheinlichkeit zwischen 30 und 70 Prozent. spiegel.de
Digitalisierung: Hilft auch im Naturschutz. enorm-magazin.de
Nachhaltiges Reisen: Was man selbst tun kann. easyvoyage.de
Lichtenergie: Eine Biosolarzelle ist in der Lage zwei Bakterienarten zu kombinieren und durch Photosynthese Wasserstoff zu produzieren. biooekonomie.de
Kohlekraftwerke in Planung: Die 120 größten Kohlekraftwerksentwickler haben in 59 Ländern 1.400 neue Anlagen in Planung. klimareporter.de
DAS LETZTE:
Wer heute stirbt ist noch lange nicht tot:  Clevere Unternehmen bieten unter anderem digitale Chatbots, Hologramme oder Android-Klone, die das Nicht-Vergessen versprechen. Allerdings warnen Experten auch davor, ein Chatbot suggeriere immer wieder eine Interaktion mit der verstorbenen Person,  Dies könne den notwendigen Prozess der Auseinandersetzung mit dem Schmerz eher verzögern. heise.de