FAIReconomics Newsletter KW 27 NACHRICHTEN
Merkel gegen Trumps Klimapolitik: Die Bundeskanzlerin griff mit ungewöhnlich deutlichen Worten bei einer Regierungserklärung zum G20 Gipfel in Hamburg  speziell die Klimapolitik der US Administration an. Wir können und werden nicht darauf warten, bis auch der letzte auf der Welt von den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Klimawandels überzeugt werden konnte,(…).  Das Pariser Abkommen ist unumkehrbar und nicht verhandelbar (…) Ich bin fest entschlossen, die Verhandlungen auf dem G20-Gipfel so zu führen, dass sie dem Pariser Klima-Abkommen dienen.“ tagesschau.de , telegraph.co.uk  , politico.eu  , tagesanzeiger.ch
Stromentgelte angepasst: In seiner letzten Sitzung hat der Bundestag die deutschlandweite Angleichung der Gebühren für die Übertragung von Strom in den Netzen beschlossen. Damit sollen Verbraucher und Betriebe im Norden und Osten Deutschlands entlastet werden, im Westen dagegen erhöht sich die Stromrechnung schrittweise. In vier Stufen sollen  nun die Netzentgelte für das Übertragungsnetz (Höchstspannung) zwischen 2019 und 2022 bundesweit auf eine Höhe gebracht werden. Vertreter der Wirtschaft beklagen, dass die Strompreise in Deutschland nach wie vor zu hoch seien. Vorausgegangen war eine monatelange Diskussion  finanztreff.de   , energiezukunft.eu
Heute ist Zahltag: 24 Milliarden Euro überweisen die Energiekonzerne heute an  den staatlichen Entsorgungsfonds. Damit entledigen sich die Energiekonzerne Eon, RWE, EnBW und Vattenfall  von den Kosten und Risiken der End- und Zwischenlagerung des Atommülls. Nicht in die Rechnung einbezogen sind die Aufwendungen für die Stilllegung und den Abriss der Atomkraftwerke sowie die Verpackung des Mülls. Hier bleiben die Energiekonzerne in der Verantwortung.  svz.de

Rund 300.000 Menschen sind in Deutschland im Bereich der erneuerbaren Energien beschäftigt. Doch die Zahl der Beschäftigten geht zurück. Der Ausbau der Windenergie fängt den Jobabbau in der Solarbranche nicht auf. Im Jahr 2012 waren im Bereich der regenerativen Energien noch fast 400.000 Menschen in Deutschland tätig. Dennoch bleiben die Erneuerbaren ein wichtiger Jobmotor. stadt-und-werk.de

USA Renaissance von Kohle und Atom: US-Präsident Donald Trump will mehr Ölförderung auf dem Meer, eine höhere Ausfuhr fossiler Energie wie Kohle und eine neue Leitung nach Mexiko. Damit möchte sich die Regierung der Vereinigten Staaten unabhängig von Energieimporten machen, zudem sollen die USA den Weltmarkt dominieren. Dafür soll die Ausfuhr von Energie gesteigert werden. Zudem soll die Atomkraft in den USA wiederbelebt werden.  faz.net  , diepresse.com   
Mehr Brennstoffzellen:  Forcieren wollen Autobauer, die Zulieferindustrie und das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) die Fertigung von Brennstoffzellen, den sogenannten Stacks. Ziel ist es, den Zeitaufwand für Prüfung und Inbetriebnahme der Brennstoffzellen zu verringern.  Im vergangenen Jahr wurden weltweit 5000 Fahrzeuge mit Brennstoffzelle verkauft.  Bis 2025 solle ihre Zahl auf mehr als 300.000 steigen zsw-bw.de
G20 Klimadiskussion: Der anstehende G20-Gipfel wird auch das Thema Klimaziele beinhalten. Forscher benennen nun sechs konkrete Ziele, an denen sich sowohl die Energie-, Verkehrs- und Infrastruktur- und Finanzpolitik weltweit ausrichten muss, um das Zwei-Grad-Ziel nicht zu reissen. Unter anderem müssten die Ausgabe von Green Bonds sich bis 2020 verzehnfachen oder die Reduktion der Treibhausgasemissionen durch den Luftverkehr bezogen auf den Kilometer sich um zwanzig Prozent vermindern. nature.com
Greenpeace Fahrplan zur Einhaltung der Klimaziele: Deutschland kann seine gefährdeten Klimaziele erreichen, wenn die Bundesregierung rasch den schrittweisen Ausstieg aus der Kohle bis zum Jahr 2030 einleitet. Dies zeigt eine neue Studie der Berliner Analysten von Energy Brainpool im Auftrag von Greenpeace. Kernbestandteil ist ein Fahrplan, der zeigt, welcher Kraftwerksblock in welchem Jahr abgeschaltet werden muss, um den CO2-Ausstoß bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent zu senken, wie es die Bundesregierung zugesagt hat. dw.com

Buchtipp der Woche: Der neue Bürgerkrieg  Europa steckt tief in der Krise, meint Ulrike Guérot. Die von den Rechtspopulisten angestrebte Rückkehr zu nationalstaatlicher Konkurrenz könne jedoch nicht die Lösung sein. Vielmehr plädiert die Autorin für einen radikalen Neuanfang: Dem gemeinsamen Markt und der gemeinsamen Währung muss endlich eine gemeinsame europäische Demokratie folgen. Nur so können wir das weltoffene Europa bewahren, das die Mehrheit der Europäer nach wie vor will. Der europäische Rechtspopulismus spalte die Nationen. Großbritannien, Österreich, die Niederlande, Polen, Ungarn oder Frankreich seien zutiefst zerrissene Gesellschaften. Anhänger und Gegner der populistischen Parteien ständen einander unversöhnlich gegenüber: Auf der einen Seite die europäischen Identitären, die Europa abschotten und seine überholte nationalstaatliche Ordnung beibehalten wollten, auf der anderen Seite eine liberale, progressive Zivilgesellschaft, die Europa dezentral, sozial und parlamentarisch organisieren möchte. Dieser historische Prozess sei notwendig und gut, so die Politikwissenschaftlerin. Denn der „neue Bürgerkrieg“ mache den Weg frei für ein Europa, in dem die politische Positionierung wichtiger sei als die nationale Zugehörigkeit. Die Anhänger einer weltoffenen Zivilgesellschaft seien europaweit in der Mehrheit. Sie hätten  sich nur noch nicht zu einer politischen Bewegung verbunden. Sobald das geschehe, sei der Spuk von Renationalisierung und Populismus vorbei und der Weg frei für ein modernes, freiheitliches Europa jenseits der Nationalstaaten. ullsteinbuchverlage.de
Diesel: BMW und Audi wollen Motoren umrüsten  zeit.de
EU-Kommision: Aufweichung der CO2-Vorgaben für Neuwagen geplant euractiv.de
Haftstrafe für US-Schauspieler: Oliver Cromwell soll wegen einer Protestaktion mit Klimaaktivisten ins Gefängnis n-tv.de
Mieterstromgesetz: Vom Bundestag mit Schönheitsfehlern verabschiedet taz.de
Zuckergehalt: Eltern unterschätzen Gehalt von Süssem in Lebensmitteln augsburger-allgemeine.de

WÖRTLICH GENOMMEN
„Die CO2-Fixierung durch Pflanzen ist vermutlich der größte chemische Prozess der Welt. Im Prinzip müssen wir das auch hinbekommen.“
Der niederländische Chemiker und Nobelpreisträger Bernard Feringa von der Universität Groningen, was die Natur könne, das könne die Chemie auch – und wahrscheinlich sogar besser.  Der Nobelpreisträger von 2016 steht für einen technischen Ansatz gegen den Klimawandel, in seiner Argumentation einfach eines der größten Abfallprobleme der Menschheit. Deshalb solle man CO2 recyceln. Das Treibhausgas Kohlendioxid könne man der Atmosphäre entziehen und den Kohlenstoff darin wieder in Kraftstoffe oder gar wertvolle Chemikalien umwandeln. Aus CO2 etwas Nützliches zu machen, sei eine sehr schwierige Aufgabe. Aber er sei überzeugt, dass wir es schaffen können.Methanol nämlich sei keineswegs der einzige Stoff, den man aus Kohlendioxid herstellen könne – andere chemische Reaktionen brächten Moleküle hervor, die zum Verbrennen viel zu schade seien. spektrum.de 
„Wir sollten die Chancen der Digitalisierung für Wachstum, Wohlstand und zusätzliche Arbeitsplätze nutzen. Die Arbeitsgruppe hat wertvolle Ideen und Denkanstöße für einen offenen Dialog zur Zukunft der Arbeit vorgelegt.“
Staatsminister Helge Braun aus dem Bundeskanzleramt, anlässlich der Übergabe eines Diskussionspapieres zum Thema Arbeit der Zukunft. Unternehmen bietet die Digitalisierung der Arbeitswelt die Chance, ihre Produktivität, Innovationsfähigkeit und -geschwindigkeit nachhaltig zu steigern, während Beschäftigte ihre Arbeit flexibler und selbstbestimmter gestalten können. Individuelle Arbeitsanforderungen und persönliche Lebensgestaltung lassen sich auf diese Weise viel besser in Einklang bringen. Dafür müssen sich betriebliche Ansätze ebenso wie gesetzliche Regelungen und Verfahren zur Mitbestimmung weiterentwickeln. idw-online.de

MEHR WISSEN
Green Bonds: Grüne Anleihen, auch Green Bonds genannt, werden von Unternehmen, öffentlichen Institutionen oder Banken ausgegeben, um damit grüne Investitionen zu finanzieren bzw. zu refinanzieren. Da die weltweite Nachfrage nach Green Bonds aktuell hoch ist und immer mehr Emittenten in den Markt einsteigen, können durch Green Bonds möglicherweise beträchtliche Mittel für grüne Themen, wie Umwelt- und Klimaschutz sowie Klimawandelanpassung, bereitgestellt werden. In Deutschland werden Green Bonds bisher ausschließlich von Banken emittiert. Diese nutzen die Erlöse zur Refinanzierung von grünen Krediten. In Zukunft könnten aber auch Unternehmen und Bund, Länder oder Kommunen Green Bonds emittieren, um Investitionen in grüne Projekte zu finanzieren und somit zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. Dabei bieten Green Bonds allen Beteiligten viele Vorteile.  fair-economics.de
Barcelona: Der Tourismus ist wichtig für Barcelona, doch innerhalb von nur fünf Jahren hat sich die Übernachtungskapazität um ein Fünftel vergrößert.  In manchen Bezirken sind die Einheimischen inzwischen schon in der Unterzahl. Die Folge: Steigende Mieten und die Einheimischen können sich die Wohnungen nicht mehr leisten. Da entsteht ein Teufelskreis. Inzwischen gibt es Bürgerinitiativen, die für einen nachhaltigen Stadttourismus in der Mittelmeermetropole kämpfen und verhindern wollen, dass Barcelona zu einem Vergnügungspark verkommt. euronews.com
Bambus – Werkstoff der Zukunft: Bambus könnte ein interessantes neues Baumaterial sein. Die Bambusfasern gelten als sehr robust und haben eine hohe Zugfähigkeit, zudem ist ein Gemisch aus Bambusfasern und Harz nur schwer entflammbar. Nun will ein Schweizer Professor ein erstes zweistöckiges Haus in Zürich anstatt aus Stein und Stahl, mit gepressten Bambusfasern bauen. rp-online.de
Schutz von Schweinswalen: Da nur noch 30 Schweinswale im Golf von Kalifornien leben, hat Mexiko ein Verbot der Treibnetzfischerei erlassen zeit.de
Veganes Leder: Taschen aus einer Stoffmischung von Zellulose und Latex enorm.de
Bienen: Sterben durch Schädlingsbekämpfungsmittel mit Neonicotinoiden? dw.com
EU-Botschafter demonstrieren: In Ecuador haben sie auf einem Vulkan gegen den Klimawandel demonstriert zeit.de
DAS LETZTE:
StartUp Unternehmen sexuell belästigt: Sexuelle Belästigungen scheinen in der männerdominierten Technologie-orientierten StartUp Szene zumindest in den USA ein Thema zu sein. Inzwischen haben sich mehr als zwei Dutzend Frauen offenbart. Vor allem Investoren scheinen dabei ein besonders fehleranfälliger Berufsstand zu sein. futurezone.at
Der nächste Newsletter erscheint am 17. Juli 2017