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Habeck will Kartellrecht verschärfen um so steigende Benzinkosten in den Griff zu bekommen: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will mit einer deutlichen Verschärfung des Kartellrechts auf die trotz des Tankrabatts hohen Spritpreise reagieren. Demnach soll der Staat die Gewinne von Mineralölkonzernen auch ohne einen Nachweis von Marktmissbrauch abschöpfen und die Konzerne notfalls zerschlagen können. Zuvor hatte sich die FDP gegen eine Übergewinnsteuer ausgesprochen. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat sich gegen eine Übergewinnsteuer auf Extraprofite von Mineralölkonzernen durch den Ukraine-Krieg ausgesprochen. „Ich kann nur vor Populismus an dieser Stelle warnen“, sagte Lindner am Dienstag in Berlin. „Wir wissen nicht, ob es Übergewinne gibt.“ Steuererhöhungen könnten dazu führen, dass es Knappheiten an der Zapfsäule gebe. „Die Knappheiten würden die Preise dann erst recht weiter steigern.“ spiegel.de ,  tagesspiegel.de , handelsblatt.com (Übergewinnsteuer)

EU Parlament will Verbrenner-Aus, Ampelkoalition droht schwerer Konflikt: Im Kampf für mehr Klimaschutz will das EU-Parlament den Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035 verbieten. Eine Mehrheit der Abgeordneten stimmte am Mittwoch in Straßburg dafür, dass Hersteller ab Mitte des nächsten Jahrzehnts nur noch Autos und Transporter auf den Markt bringen dürfen, die keine klimaschädlichen Treibhausgase ausstoßen. Bevor eine solche Regelung in Kraft treten kann, muss das Parlament noch mit den EU-Staaten darüber verhandeln. Ende des Monats wollen die EU-Staaten ihre Position zu dem Verbot für den Verkauf von Benzin- und Dieselautos festlegen.  Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) stellt sich gegen die Entscheidung des Europäischen Parlaments. „Das trifft nicht auf unsere Zustimmung“, sagte er . Er fordert, dass nach 2035 noch Verbrennerfahrzeuge zugelassen werden, wenn sie nur mit sogenannten E-Fuels betankbar sind. Auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) will, dass die Bundesregierung auf entsprechende Änderungen auf EU-Ebene drängt. Sonst sei eine Zustimmung Deutschlands schwer vorstellbar, sagte er. Damit droht der Ampelregierung ein ernster Konflikt, denn Ver­tre­te­r von Grünen und SPD verteidigen die Entscheidung des EU-Parlaments; sie wollen keine Ausnahmen. welt.den-tv.de , taz.de

Einen Hektar Wald

benötigt jeder Bundesbürger und jede Bundesbürgerin  nach Auffassung des Göttinger Forstexperten Christian Ammer, um seinen derzeitigen CO₂-Verbrauch auszugleichen. Dafür würde das gesamte Bundesgebiet bei Weitem nicht ausreichen, sagte der Forstwissenschaftler der Universität Göttingen. Die Wälder könnten derzeit rund elf Prozent der jährlichen Emissionen binden. „Aber wenn wir von den 89 Prozent nicht herunterkommen, ist alles andere bedeutungslos.“ Jeder sollte dazu beitragen, den Klimawandel aufzuhalten und die Wälder zu schützen, betonte Ammer. Weniger Autofahrten oder ein geringerer Fleischkonsum trügen dazu bei, den CO₂-Ausstoß einzugrenzen. Derzeit sind rund 29 Prozent der Fläche Deutschlands mit Wald bedeckt. rnd.de 

Keine Festlegung auf ETS und Verschiebung von CBAM: Das Europaparlament konnte sich nicht auf eine vorgeschlagene Reform des EU-Emissionshandels (ETS) einigen. Eine Mehrheit der Abgeordneten hat eine geplante Ausweitung des Systems auf Gebäude und Verkehr abgelehnt.Zunächst hätte das für Zement, Eisen und Stahl, Aluminium, Düngemittel sowie Strom gegolten, jetzt haben das die Abgeordneten ebenfalls zurück an den Ausschuss geschickt.  faz.netsolarserver.de

Tierwohllabel soll kommen: Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) hat Eckpunkte für eine staatliche Kennzeichnung vorgestellt, die Pflicht werden soll. Die Kennzeichnung soll fünf Stufen haben. „Stall“ wird für eine Haltung stehen, die den gesetzlichen Mindestanforderungen entspricht. Bei „Stall+Platz“ soll das Schwein 20 Prozent mehr Platz haben, der Stall etwas komfortabler eingerichtet sein. „Frischluftstall“ heißt: Das Schwein hat 46 Prozent mehr Platz, eine Seite des Stalls ist offen. Bei „Auslauf/Freiland“ kann das Tier mindestens acht Stunden am Tag raus. Dazu kommt die Stufe: „Bio“. Wie die Tiere transportiert und geschlachtet werden, spielt für das Label keine Rolle, das soll gesetzlich geregelt werden. Bußgeldern drohen denjenigen, die die Vorgaben nicht einhalten. taz.detagesschau.de

Mikroplastik in der Antarktis: Erstmals ist im Schnee der Antarktis Mikroplastik nachgewiesen worden. „Es ist unglaublich traurig, aber Mikroplastik im frischen Schnee der Antarktis zu finden, unterstreicht das Ausmaß der Plastikverschmutzung selbst in den entlegensten Regionen der Welt“, sagte Alex Aves von der neuseeländischen Canterbury University, die an der Studie beteiligt war. Im Jahr 2019 entnahmen die Wissenschaftler an 19 Stellen des Ross-Schelfeises, das die südliche Hälfte des antarktischen Rossmeeres bedeckt, Proben. Jede der Proben enthielt den Untersuchungen zufolge Mikroplastik und somit biologisch nicht abbaubare, synthetische Polymere in einem Größenbereich von weniger als fünf Millimetern.  zeit.de

Mehr Menschenrechte für Lieferketten gefordert: In einer am Donnerstag veröffentlichten Analyse zeigt die „Initiative Lieferkettengesetz“, ein Zusammenschluss aus mehr als 130 zivilgesellschaftlichen Organisationen, wie Bundesregierung und Unternehmen nach alternativen Quellen für Steinkohle, metallische Rohstoffe und Erdöl aus Russland suchen. Dabei geraten zunehmend Regionen wie Kolumbien oder Indonesien in den Fokus, in denen die Rohstoffindustrie zu massiven Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörungen beiträgt. Das beschlossene Ölembargo der EU verschärfe diese Entwicklung zusätzlich. Wichtig seien daher verbindliche Regeln zum Schutz von Menschenrechten und Umwelt in den Lieferketten, so die Initiative. fr.de

 

BUCHTIPP DER WOCHE

Nachhaltiges Design – Herkunft, Zukunft, Perspektiven

Design ist eine expandierende und lebendige Disziplin. Zugleich ist Design vielfach verstrickt in ökologische, ökonomische und soziokulturelle Probleme. Je drängender diese werden, desto relevanter ist ein Design, das Nachhaltigkeit von Grund auf mitdenkt – nicht als wohlklingendes Heilsversprechen, sondern als rationaler Bezugspunkt im Designprozess. Dieses Buch beleuchtet die Herkunft und die Zukunft des Nachhaltigen Designs aus verschiedenen Perspektiven. Es zeichnet Entwicklungslinien aus der Aufklärung und der Industrialisierung nach, die bis heute im Spannungsfeld von Nachhaltigkeit  und Design wirken. Und es macht die sozialen und kulturellen, die ethischen und ästhetischen, die ökonomischen und ökologischen Dimensionen des Nachhaltigen Designs sichtbar. Denn ohne Nachhaltigkeit ist Zukunft nicht möglich, und ohne Design ist Zukunft nicht gestaltbar. oekom.de


Solarzellenboom: Hohe Energiepreise und der Ukraine-Krieg beschleunigen den Wandel weg von fossilen Energieträgern. focus.de
Umstrittene Umweltstiftung in Mecklenburg-Vorpommern: Viel fürs Gas, wenig für die Umwelt. n-tv.de
Christian Linder: Will ehrliche Debatte über Kernkraftrückkehr. zeit.de
Windenergie: In Deutschland können 200 GW produziert werden. ingenieur.de
Kohle: In Deutschland nach wie vor wichtigster Energieträger. n-tv.de
Wasserknappheit: Deutsche Bundesstiftung Umwelt mahnt Trendwende bei den Bewässerungs- und Anbaustrategien der Landwirtschaft an. evangelisch.de
Deutscher Wetter Dienst: Temperaturen in Deutschland steigen deutlich. zeit.de
Bolsonaro weht sich gegen Kritik: Brasiliens Präsident:“Wir sind eines der Länder, das seine Umwelt und seine Wälder am meisten schützt“. handelsblatt.com


Das seventeeen goals Magazin erzählt in inspirierenden Geschichten, wie Menschen die Welt bewegen und zeigt auf, wie jeder einen Beitrag zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele leisten kann.

Die Initiative Rewilding Europe will wieder mehr Wildnis wagen: mehr Bären, Bisons, Biber, Feuchtgebiete. Für ein ökologisches Gleichgewicht und Artenvielfalt, wie sie einst selbstverständlich war. Weil die Natur es braucht – und auch der Mensch. Über rund 23.000 Quadratkilometer – das ist etwa die Fläche Mecklenburg-Vorpommerns – erstrecken sich die Rewilding-Gebiete schon heute. Der Plan ist, dass weitere Flächen hinzukommen und sie zudem durch Wildniskorridore verbunden werden, sodass die Tierpopulationen sich genetisch austauschen können. 17goalsmagazin.de


PODCAST DER WOCHE:

Angeschlagener Welthandel – Die Grenzen der Globalisierung

Die Idee von endlosem Wachstum und Frieden stößt in Krisen- und Kriegszeiten immer mehr an ihre Grenzen – und so wird die Globalisierung inzwischen auch von denen hinterfragt, die bislang zu ihren Verfechtern gehörten. Die Suche nach neuen Formen der internationalen Zusammenarbeit hat gerade erst begonnen.

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MOBILITÄT

Sommerfahrplan der Bahn: Seit gestern gilt für Kunden und Kundinnen der Deutschen Bahn der Sommerfahrplan mit Angeboten und Änderungen im Fernverkehr. Zwei Tickets  sind seit gestern teurer, wie die Deutsche Bahn (DB) ankündigte. Darüber hinaus gibt es aber auch zusätzlich Angebote wie die Super Sparpreis Aktion. Ein Super Sparpreis-Ticket für die einfache Fahrt je nach Verfügbarkeit ab 12,90 Euro in der 2. Klasse und ab 22,90 Euro in der 1. Klasse in den Fernverkehrszügen ICE/IC/EC. utopia.de

Nachtzüge boomen: Im Vergleich zum Fliegen sind Bahnreisen sehr klimafreundlich – und nachts derzeit gefragter denn je. Das freut ausländische Anbieter. Verschläft die Deutsche Bahn den Trend? tagesschau.de

Neuere Plug-in Hybridfahrzeuge weichen beim Kraftstoffverbrauch noch stärker von Testzyklen ab als frühere Modelle: Für eine gemeinsame Studie untersuchten das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI sowie die gemeinnützige Forschungsorganisation International Council on Clean Transportation (ICCT) umfangreiches Datenmaterial zur realen Nutzung von etwa 9.000 Plug-in-Hybridfahrzeugen aus ganz Europa. Das Kernergebnis zeigt: Die Kraftstoffverbräuche der Fahrzeuge liegen im Schnitt deutlich über den offiziellen Testzyklen – und sind zuletzt sogar angestiegen.
Schlagwort: weiterführende Worte. fair-economics.de

Mehr Ladesäulen für Elektroautos? Habeck stoppt Wissings Pläne: Der Masterplan von Verkehrsminister Wissing stößt innerhalb der Regierung auf Widerstand. Angesichts der Unsicherheit stockt der Ausbau der Infrastruktur. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat den Entwurf für einen „Masterplan Ladeinfrastruktur“ aus dem Hause von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) gestoppt. „Das Wirtschaftsministerium hat einen Leitungsvorbehalt eingelegt“, erfuhr das Handelsblatt aus Regierungskreisen. Der Leitungsvorbehalt ist ein Veto, ein Stoppschild in den internen Verfahren der Bundesregierung, bevor ein Gesetzesentwurf ins Kabinett kommt, verabschiedet wird und dann in den Bundestag gelangt. handelsblatt.com

E-Mobilität: Die Elektromobilität wird sich vor allem in Deutschland in den kommenden Jahr stark ausbreiten. Das prognostiziert die Boston Consulting Group in einer am Freitag vorgestellten Studie. In anderen Märkten dürfte es hingegen länger dauern. bcg.com

„Deutsches Zentrum Mobilität der Zukunft“ hat keine Zukunft: Das vor knapp einem Jahr vom ehemaligen Verkehrsminister gegründete Deutsche Zentrum Mobilität der Zukunft hat nun kein Gründungsbüro mehr. heise.de

Opposition fragt nach Taxonomie in der Schifffahrt:  Die EU soll bis 2050 klimaneutral werden. Um das zu erreichen, wurde der Green Deal erarbeitet – ein ehrgeiziges Programm, das unter anderem darauf abzielt, dass Gelder künftig möglichst in ökologisch nachhaltige Investitionen fließen. Als Grundlage dafür dient die Taxonomie-Verordnung, die einheitliche Kriterien für Unternehmen und Investoren festlegt, um zu ermitteln, ob eine Wirtschaftsaktivität ökologisch nachhaltig ist. Dieser Kriterienkatalog hat Auswirkungen auf die hiesige Schifffahrtsbranche, schreibt die Unionsfraktion in einer Kleinen Anfrage (20/2134): Laut führenden deutschen Verbänden seien die Nachhaltigkeitskriterien für die Schifffahrt und den Schiffbau in der bisher geplanten Taxonomie weder branchengerecht noch technologieoffen dargestellt und gingen teilweise am technisch Machbaren vorbei.

WASSERSTOFF

Mehr Tempo beim Wasserstoffhochlauf gefordert:  Die Industrie fordert von der Politik mehr Tempo beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland. „Wir würden gern viel schneller investieren“, sagte RWE-Chef Markus Krebber beim Handelsblatt Wasserstoff-Gipfel am Mittwoch in Essen. Doch Förderanträge würden zu „lange liegen“.Schnelle Fortschritte bei alternativen Brennstoffen sind so wichtig wie nie. Doch die Industrie bemängelt langwierige Genehmigungsverfahren und ein mangelhaftes Konzept. handelsblatt.com

Wasserstoff im Braunkohlerevier: Mit Hilfe von Wasserstoff soll die Energiewende schneller gelingen. Viele Regionen wollen auf den Zug aufspringen – vor allem in Kohleregionen. In Brandenburg gibt es einige Beispiele. Um Projekte wie diese zu bündeln und Synergien zu verstärken, finanzieren die Wirtschaftsverwaltungen von Berlin und Brandenburg jetzt eine Online-Plattform, die möglichst viele Erzeuger und Verbraucher von Wasserstoff zusammenbringen soll. „Unser Marktplatz ist wie eine Mischung aus Partnerbörse und eBay-Kleinanzeigen“, erklärt Oliver Arnhold, Geschäftsführer der Localiser RLI GmbH, die das Projekt umsetzt. tagesschau.de

Die schwimmenden Retter gehen ans Netz: Vier Spezialschiffe chartert Deutschland, um leichter ans begehrte Flüssiggas LNG zu kommen. Die schwimmenden Terminals sollen schnell ans Netz gehen. Doch auch dazu braucht es erst einmal passende Pipelines. Im Eiltempo. faz.net

Öl-Raffinerie in Schleswig-Holstein setzt auf grünen Wasserstoff: Grüner Wasserstoff gilt als ein wichtiger Baustein der Energiewende. Gleich mehrere Öl-Raffinerien in Deutschland setzen schon heute auf grünen Wasserstoff. In Norddeutschland gibt es ein besonderes Vorreiter-Projekt in Hemmingstedt bei Heide. ndr.de

Christian Lindner – Wasserstoffgewinnung aus Kernenergie: In einem Interview macht sich Bundesfinanzminister Christian Lindner für die Wasserstoffgewinnung aus Kernenergie stark: Der Ausstieg aus der Kernenergie war vom Wähler so gewollt. Ich erinnere daran, dass damals nach Fukushima nicht die FDP in Baden-Württemberg den Ministerpräsidenten gestellt hat, sondern die Grünen wurden gewählt. Es war eine Art Volksabstimmung über die Frage der Kernenergie. Wir sehen die Kernenergie heute differenziert, aber in einem Punkt müssen wir uns auch für Kernenergie öffnen – bei der Kernenergie zur Wasserstoffgewinnung. Der Dogmatismus, ausschließlich auf sogenannten „Grünen Wasserstoff“, der aus erneuerbaren Energiequellen produziert worden ist, zu setzen, ist falsch. Wir müssen bei der Umstellung unserer Wirtschaft auf Wasserstoffgeschäftsmodelle zügig vorankommen. Dafür müssen alle Farben des Wasserstoffs zum Einsatz kommen. Das bedeutet, wir brauchen auch blauen, aus Erdgas gewonnen Wasserstoff. Und roten Wasserstoff, der aus Kernkraft gewonnen wird. Wenn wir uns in Deutschland schon keine Debatte zur Verlängerung der Kernenergie zumuten, müssen wir zumindest offen sein für die Nutzung auch des roten Wasserstoffs, der zum Beispiel durch die Nutzung französischer Kernkraftwerke produziert wird. finanzen.net

Das große Rad drehen: Produkte möglichst lange im Wirtschaftskreislauf halten, Stoffkreisläufe schließen, Abfälle (auch CO2) vermeiden – dass Circular Economy mehr ist als „nur“ Recycling, hat sich längst herumgesprochen. Wie groß die Transformation allerdings sein muss, wird erst allmählich sichtbar. Ein, wenn nicht der Schlüssel für die Schließung der Kreisläufe ist Energie. Mit genügend erneuerbarer Energie – gespeichert vorzugsweise in grünem Wasserstoff – lässt sich rein theoretisch fast alles erreichen. Doch wo soll all der regenerative Strom herkommen? Allein die chemische Industrie würde für eine treibhausgasneutrale Produktion rund 600 TWh regenerativer Energie benötigen – das ist mehr als der derzeitige Gesamtelektrizitätsbedarf Deutschlands. Gleichzeitig konkurrieren viele um das rare Gut: Die Stahlindustrie setzt Wasserstoff anstelle von Koks zur Reduktion ein, auch Glas, Zement und andere energieintensive Branchen prüfen, wie sie CO2-frei arbeiten können. Und dabei sind Wärmeversorgung und Mobilität noch gar nicht berücksichtigt. process.vogel.de

 

WÖRTLICH GENOMMEN

 „Die Ursache für die Sicht vieler Investoren ist nicht das Risiko an sich, sondern dass dieses schwer quantifizierbar ist – durch den hohen Individualisierungsgrad der Projekte“

Ulf Oesterlin, Gründer von Pacifico, einem Investmenthaus für nachhaltige Investmentanlage , er meint damit etwa Bürgerproteste. Wenn er mit seiner Gesellschaft etwa eine Gemeinde kontaktiere, um dort einen großen Solarpark zu entwickeln, könne es gut passieren, dass die Verwaltung davon zunächst begeistert sei – und das Projekt dann plötzlich doch auf Eis gelegt werde, weil sich aus der Bürgerschaft Widerstand entwickelt. Solcher Widerstand sei völlig legitim in einer demokratischen Gesellschaft. Wichtig sei erstens, die Gründe für diesen Widerstand zu kennen, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln und zweitens dass der Entscheidungsprozess einem klaren Zeitplan und transparenten Kriterien folge. Oft aber passiere das Gegenteil: Genehmigungsprozesse würden gestoppt, ohne sie ganz zu beenden. Wann und ob es je weitergehen werde, bleibe aber zu oft völlig unklar. Beispiele dafür ließen sich zu Dutzenden finden  und es gebe sie eigentlich in fast allen europäischen Ländern, nur die Ursachen seien jeweils andere. Was den Deutschen ihre juristischen Widerspruchsverfahren seien, sei den Polen die Netzanbindung und den Spaniern die Netzkapazität.  wiwo.de

 

LETZTE WOCHE IM BUNDESTAG

Kohle in Kolumbien: Vor dem Hintergrund steigender Steinkohle-Importe aus Kolumbien thematisiert die Fraktion Die Linke in einer Kleinen Anfrage (20/2056) Menschenrechtsverstöße und Umweltverschmutzung im Steinkohleabbau des südamerikanischen Landes. So will die Fraktion unter anderem wissen, welche Auswirkungen die Steinkohleförderung auf die Lebensbedingungen der dortigen Bevölkerung hat und wie die Bundesregierung insbesondere die Menschenrechtslage in der Region um das Steinkohlebergwerk El Cerrejón bewertet. Der Bergbaukonzern Cerrejón habe laut Gerichtsurteilen zahlreiche Menschenrechtsverletzungen zu verantworten, schreiben die Abgeordneten in ihrer Anfrage. Weitere Fragen zielen auf die Auswirkungen von Steinkohleförderung und -transporten auf Umwelt und Klima.

AFRIKA

Pipelinebau in Uganda: Klimapolitisch ist sie Irrsinn, aber in Uganda soll bald eine Pipeline Öl sogar aus dem Nationalpark transportieren. Mit dabei: Frankreichs Energieriese Total. Wer heute noch in fossile Infrastruktur wie Ölquellen oder Kohleminen investiert, ist „moralisch und ökonomisch“ ein Trottel, sagt niemand Geringeres als UN-Generalsekretär Antonio Guterres. Tatsächlich muss global, so die Erderhitzung gestoppt werden soll, so schnell wie möglich kein CO2 mehr in die Atmosphäre freigesetzt werden. Was bedeutet, dass entsprechend auch kein Benzin oder Erdöl mehr verbrannt werden können. Warum manche Firmen und Regierungen trotzdem noch darauf setzen, sogar neue Ölquellen zu erschließen, darum geht es in dieser Folge, und zwar um die geplante „East African Crude Oil Pipeline“. tagesspiegel.de

Zusammenarbeit mit Ländern in Westafrika: Die Bundesregierung fordert gemeinsam mit ihren EU-Partnern und der Organisation der Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanischer Staaten (ECOWAS) von den Transitionsregierungen in Mali, Burkina Faso und Guinea die zügige Rückkehr zur demokratischen Ordnung. Militärische Umstürze, „die in den letzten Monaten vor allem, aber nicht nur in Westafrika stattgefunden haben, sind Gegenstand einer intensiven politischen Auseinandersetzung im innerafrikanischen Diskurs, sowohl im Rahmen der Afrikanischen Union (AU) als auch der ECOWAS“, heißt es in der Antwort (20/2096) auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion (20/1808). So hätten AU und ECOWAS die Mitgliedschaften der von Militärputschen betroffenen Staaten suspendiert und sich dort intensiv bei der Begleitung der politischen Transitionsprozesse engagiert. Wie es in der Antwort weiter heißt, halte die Bundesregierung an der Zusammenarbeit mit Ländern Westafrikas, der ECOWAS und der AU im Rahmen des vernetzen Ansatzes fest. „Gegenstand dieser Zusammenarbeit ist etwa auch als fester programmatischer Bestandteil des deutschen G7-Vorsitzes 2022 die Stärkung demokratischer Resilienz und Teilhabe, etwa durch den Aufbau und die Professionalisierung staatlicher Verwaltungsstrukturen, verbesserte Regierungsführung, Rechtsstaatlichkeit, die Unterstützung einer lebendigen Zivilgesellschaft sowie Sicherheitssektorreform.“ Der Kapazitätsaufbau bei staatlichen wie nicht-staatlichen relevanten Akteuren sei dabei ein wichtiges Instrument dieses Engagements.

Kalter Krieg 2.1.:  Afrika wird wieder zum Aufmarschgebiet fremder Interessen. Russland hat mit mehr als 20 afrikanischen Staaten Militärabkommen, die USA haben den Kontinent vor allem unter Trump ignoriert. Nun gibt es im Ukraine-Konflikt die Rechnung. Der US-Kongress verabschiedet ein „Gesetz zur Bekämpfung bösartiger russischer Aktivitäten in Afrika“, während im „Global Engagement Centre“, der US-Zentrale für die Abwehr von Desinformationskampagnen, Hochbetrieb herrscht. Bei der Abstimmung in der UN-Vollversammlung hat Anfang März fast die Hälfte der afrikanischen Delegierten der Verurteilung Russlands wegen des Überfalls auf die Ukraine nicht zugestimmt. In westlichen Hauptstädten leuchten deshalb rote Lämpchen auf. Afrika ist nicht nur wegen seiner Bodenschätze und zunehmend auch wegen seiner Sonnenstrahlen wichtig: Der Kontinent verfügt auch über mehr als ein Viertel aller Stimmen im Weltparlament. derstandard.at

Putin bereit zu Getreidelieferungen nach Afrika: Durch Putins Angriff auf die Ukraine droht eine Nahrungsmittelkrise in vielen Ländern. Die Afrikanische Union will nun die Ausfuhrbeschränkungen gegen Russland lockern, um eine Hungerkatastrophe abzuwenden. Russlands Präsident Wladimir Putin ist nach Angaben der Afrikanischen Union bereit, den Export von Getreide aus der Ukraine nach Afrika zu ermöglichen. Dies teilte der Präsident der Afrikanischen Union (AU), Macky Sall, nach einem Treffen mit Putin am, Freitag in Sotschi auf Twitter mit. Russland sei weiterhin bereit, den Export von Weizen und Düngemitteln auf den afrikanischen Kontinent zu gewährleisten. faz.net

Afrikas Küsten besser schützen: Afrikas Küsten müssen besser vor internationalen Trawlern geschützt werden, die ihre Fischreserven stehlen. Dem Institut für Sicherheitsstudien zufolge sind die Ozeane der größte Kriminalitätsherd der Welt, d. h. die Teile der Ozeane, die nicht in die nationale Zuständigkeit der Küstenstaaten fallen. iol.co.za

Kenia: Die kenianische Wahlbehörde hat bestätigt, dass bei einer laufenden Überprüfung des kenianischen Wählerverzeichnisses die Namen von etwa 250 000 Verstorbenen gefunden wurden. Darüber hinaus wurden bei etwa einer halben Million weiterer Wähler doppelte Einträge festgestellt, und mehr als 226 000 Personen wurden mit Dokumenten registriert, die nicht zu ihnen gehören, berichtete die BBC unter Berufung auf eine Erklärung der Unabhängigen Wahl- und Grenzkommission (Independent Electoral and Boundaries Commission, IEBC). africanews.com

Südafrika: Schweigegeld für Räuber bringt „Saubermann“ Ramaphosa ins Wanken. Dem südafrikanischen Präsidenten wurden auf seiner Farm womöglich gar Millionen geraubt, er versuchte aber, den Vorfall zu vertuschen. Der 69-jährige ANC-Politiker, im Nebenamt ein passionierter Wildtierzüchter, soll im Februar vor zwei Jahren den Diebstahl von mehreren Millionen US-Dollar aus seiner privaten Lodge vertuscht haben: Dort waren die Banknoten offenbar in Sofakissen versteckt. Statt den Diebstahl anzuzeigen, beauftragte Ramaphosa den Chef seines polizeilichen Personenschutzes, sich der Sache anzunehmen. derstandard.at

Mühsame Erholung:  Der Tourismus kehrt nach Nordafrika zurück Nach zwei Jahren Pandemie verzeichnen Länder wie Tunesien, Ägypten und Marokko wieder steigende Besucherzahlen. Doch die Krise hat Spuren hinterlassen. Nun bringt der Ukraine-Krieg neue Unsicherheiten. In den vergangenen Jahrzehnten war der Tourismus zu einem immer wichtigeren nationalen Einkommensbringer geworden. Länder wie Tunesien, Marokko, Ägypten und Jordanien nehmen in normalen Zeiten durch ihn Milliarden Euro ein.  dw.com

MEHR WISSEN

Energie sparen statt frieren: Strom aus der Kläranlage, Warmwasser aus dem Supermarkt. Die Industrienationen ringen um den Übergang ins Ökozeitalter. Weil selbst bei massivem Ausbau der Erneuerbaren in den nächsten Jahren grüner Strom fehlen wird, muss der Verbrauch runter. Das Potenzial ist enorm, wie ein Blick auf schon heute verfügbare Technologien zeigt. rnd.de

Soja, Brasilien und unsere Nahrung:  Soja, das in Europa verbraucht wird, kommt meistens aus Zentralbrasilien, zunehmend aber auch aus Regionen im Norden des Landes. Kein Land in der EU produziert so viel Fleisch wie Deutschland. Für dieses Fleisch braucht man Soja – zur Fütterung der Hühner, Schweine und Rinder. Und um Soja anzubauen, wird in Brasilien Regenwald gerodet. Seit Jahren wollen Supermarktketten auf dieses Soja verzichten – aber kaum etwas ändert sich.  zeit.de

Biokruste verschwindet durch Klimawandel: Biologische Bodenkrusten (stellen mit ihren komplexen Interaktionen ein „Ökosystem en Miniature“ in den obersten Zentimetern des Bodens dar. Gebildet werden diese komplexen Bodenlebensgemeinschaften aus einer Vielzahl unterschiedlicher Mikroorganismen einschließlich von Cyanobakterien, Grünalgen, Lebermoosen, Laubmoosen, Pilzen, Bakterien und Flechten. „Sie klebt den Sand zusammen“, erklärt Bettina Weber, Ökologin an der Universität Graz. Biokrusten verringern die Staubbelastung der Luft demnach um 700 Millionen Tonnen pro Jahr. Diese Menge würde ganz New York unter 35 Zentimetern Staub begraben. Doch von Vieh zertrampelt und infolge des Klimawandels zerstört, wird dieser Klebstoff in Zukunft wahrscheinlich schwächer; der Boden wird zur Beute des Windes. Staubstürme wie jener, der im Jahr 2021 Städte im Südosten Brasiliens verwüstete, könnten häufiger werden, da die Böden in Trockengebieten weniger Feuchtigkeit speichern. In den nächsten 65 Jahren werden zwischen 25 und 40 Prozent dieser Krusten verschwinden. sueddeutsche.de

Klimakrise: Für Pflanzen wird die Luft immer dünner. fair-economics.de
Nachhaltige Anlagen: Superreiche schauen bei ESG genauer hin,um die vermeintliche Nachhaltigkeit ihrer Anlagen zu überprüfen. cash.ch
Zecken: Wegen Klimakrise auf dem Vormarsch. br.de
30 Jahre Rio: Es wurde wenig erreicht. nzz.ch

DAS LETZTE:

Vynil schadet der Umwelt: Das Vinyl-Revival bringt aber längst nicht alle in Jubelstimmung. Umweltschützer sind alarmiert: Die Produktion einer Schallplatte benötigt sehr viel Energie, der dafür verwendete Rohstoff, das PVC, stammt oft aus Fabriken, die regelrechte Dreckschleudern sind. Vinyl ist ein Erdölprodukt. Gepresst wird auf denselben Maschinen wie vor 50 Jahren, mit denselben Materialien. Es ist, als ob plötzlich alle wieder Trabi fahren wollten – ohne Katalysator.
blick.ch

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Alle Bilder, wenn nicht anders ausgewiesen: pixabay.com

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