FAIReconomics Newsletter KW 20 NACHRICHTEN
Deutschland bremst bei Zulassungsregeln: Der Text zur Aufarbeitung des Abgasskandals, der deutlich schärfere Regelungen bei der Zulassung neuer Fahrzeuge in der EU vorsieht, soll neu überarbeitet werden. Eigentlich wollte man über eine erste Version schon am vergangenen Mittwoch abstimmen, dann wurde das Voting auf den Freitag verschoben, jetzt soll erst einmal ein neuer Text erarbeitet werden. Während sich die übrigen europäischen Staaten weitgehend zu der neuen Richtlinie positioniert haben und die EU-Kommission einem Kompromissvorschlag zugestimmt hat, will das deutsche Verkehrsministerium die Richtlinie in zentralen Punkten deutlich abschwächen. Wegfallen soll  unter anderem die stärkere Rolle der Kommission. Damit will man möglichen drohenden finanzielle Verpflichtungen bei Verstößen abwenden. spiegel.de
Masterplan Schienengüterverkehr: Ein Entwurf aus dem Bundesverkehrsministerium sieht vor,  dass die Bahn-Trassengpreise deutlich gesenkt werden sollen. Es soll eine Abgabenentlastung beim Bahn-Strom geben. Zudem wird ein Streckenausbau sowie ein Modernisierungsschub geplant, der mit einem Bahn-Forschungsprogramm unterstützt werden soll. So soll die Bahn mit der technischen Entwicklung mit der auf der Straße mithalten. Eine halbe Milliarde Euro jährlich sollen dafür aufgewendet werden. Im Juni will Verkehrsminister Alexander Dobrindt den Masterplan vorstellen. finanzen.net

88 Millionen Tonnen Lebensmittel werden Schätzungen zufolge in der EU pro Jahr verschwendet. Im Durchschnitt sind die Haushalte mit 53 Prozent und die verarbeitende Industrie mit 19 Prozent die Hauptverursacher der Lebensmittelverschwendung in der EU. europarl.europa.eu

Solarworld Insolvenz: Der ehemalige Marktführer der Photovoltaikbranche Solarworld hat am Donnerstag Insolvenz angemeldet. Die Gründe des Niedergangs des Unternehmens sind vielfältig. Zum einen meinen Experten das Hin- und Her der deutschen Energiepolitik trage genauso zum Niedergang bei, wie die günstigen Produktionskosten der chinesischen Konkurrenz. Hinzu komme der Abbau von Förderinstrumenten durch die deutsche Politik. Zum Insolvenzverwalter ist der erfahrene Sanierungsexperte Horst Piepenburg ernannt worden.  solarworld.de (Unternehmensmitteilung), faz.net, tagesspiegel.de (Kommentar)
Arktischer Rat für Klimaschutz: Der arktische Rat besteht aus acht Ländern. Seit 20 Jahren macht dieses Gremium, dem auch die USA angehören, auf den Klimawandel in der Region aufmerksam. In der neuesten Erklärung, bei der sich der Rat für mehr Anstrengungen im Kampf gegen die Klimawandel ausgesprochen hat, haben auch die Vereinigten Staaten mitgemacht.  focus.de
Palmöl als Biosprit:  Im April hat das EU Parlament eine Resolution verabschiedet, die fordert, dass spätestens ab 2020  kein Palmöl mehr zu Biodiesel verarbeitet wird. Nun laufen die großen Palmöl produzierenden Staaten gegen diesen – allerdings nicht bindenden Beschluss – Sturm. Dies fällt in eine Zeit, in der in Brüssel prallel über die Novellierung de Erneuerbare-Energien-Richtlinie diskutiert wird. Von derzeit fünf Prozent soll die Beimischungsgrenze bei Benzin und Diesel auf 3,8 Prozent gesenkt werden, so der Vorschlag der EU-Kommission. Doch so einfach ist die Sache nicht, wenn man versuchen will Palmöl zu verhindern, dann wird dieses durch Raps- oder Sojaöl ersetzt, die einerseits höhere Emissionen verursachen als herkömmlicher Diesel und zudem zu mehr Flächenverbrauch führen.  klimaretter.info
Wasserstofftechnologie für Autos: Derzeit sind Wasserstoffautos nur in kleinen Serien auf dem Markt. Ein Grund sind die hohen Kosten und die verhältnismäßig schlechte Versorgung beim Aufladen der Fahrzeuge. Zudem stehen sie mit e-Autos in Konkurrenz. Wasserstofffahrzeuge haben jedoch den Vorteil, dass sie sich – im Gegensatz zu E-Autos – schnell betanken lassen und eine ähnliche Reichweite wie klassische Verbrennungsmotoren haben. Als Vorreiter der Entwicklung gelten asiatische Hersteller, neben Toyota und Honda vor allem der koreanische Autobauer Hyundai, der mit seinem Wasserstoff-Fahrzeug ix35 Fuel Cell der beliebteste Anbieter ist. Im kommenden Jahr will man mit einem FE Fuel Cell Concept eine Reichweite von 800 Kilometern schaffen. bizz-energy.com, heise.de (Hyundai), abendblatt.de
Buchtipp der Woche: „Die Metarmorphose der Welt“  ist ein Versuch, diese Globalisierung des Wandels zu verstehen und hochaktuelle Herausforderungen wie Erderwärmung und Migration auf den Begriff zu bringen. Am 1. Januar 2015 verstarb Ulrich Beck überraschend. Bis zu seinem Tod arbeitete er an einem Buch, das beides ist: Summe und radikale Weiterführung seiner Theorie. Während es früher Fixpunkte gab, an denen wir erkennen konnten, was stabil blieb und was nicht, erleben wir heute eine allumfassende Verwandlung, die uns orientierungslos werden lässt. suhrkamp.de

Deutsche Afrikahilfe in Kooperation mit China:  Eröffnung eines deutsch-chinesischen Nachhaltigkeitszentrums in Peking handelsblatt.com
US Klimalobby: Behinderung der UN-Klimagespräche zeit.de
Übersicht: Gewinner und Verlierer der Klima- und Umweltpolitik von Trump faz.net
EnBW: Schnell aus der Verlustzone wiwo.de
Atommüllager in den USA: Unterirdisches Lager eingebrochen  n-tv.de
Windenergielobby: Mobilmachen gegen subventionslosen Offshore Windpark welt.de

WÖRTLICH GENOMMEN
„Für die Energie- und Klimapolitik in Nordrhein-Westfalen – und damit auch in der gesamten Bundesrepublik – sind das sehr schlechte Nachrichten. Denn die NRW-Union, die in jedem Fall die neue Regierung führen dürfte, fährt unter Armin Laschet einen Pro-Kohle-Kurs, der dem der Sozis in nichts nachsteht. Bis 2045 soll weiter Braunkohle verstromt werden, heißt es im Wahlprogramm der CDU. Das von Rot-Grün 2013 verabschiedete Klimaschutz-Gesetz – immerhin das erste in einem deutschen Bundesland – will die Partei gleich wieder abschaffen. Man stehe zwar zum Pariser Klimavertrag mit seinen ambitionierten Zielen, ließ die Partei wissen. Doch das CO2-Sparen soll „im internationalen Rahmen“ organisiert werden, nicht mit einem Gesetz vor Ort.“ 
Joachim Wille, Chefredakteur bei klimaretter.info, kommentiert den Ausgang der NRW Wahl und nennt dies eine seltsame Logik in einem Bundesland, das allein für ein Drittel der Treibhausgas-Emissionen Deutschlands verantwortlich sei. Auch die FDP folge diesem Anti-Klima-Kurs – pro Braunkohle und gegen Klimagesetze. Komme es zur Großen Koalition mit der SPD als Juniorpartner oder sogar, was nach den jüngsten Hochrechnungen möglich scheint, zu Schwarz-Gelb, bleibe das Bundesland der deutsche Klimakiller Nummer eins mit großem Nachholbedarf bei den erneuerbaren Energien. klimaretter.info
„Vermutlich kann SRM ( Solar Radiation Management ) tatsächlich die Erde kühlen, so ähnlich, wie das auch Vulkanausbrüche tun. Aber ich halte vor allem das Konfliktrisiko für zu groß, es ist unkalkulierbar, wie die Menschen reagieren, wenn sich das Klima durch SRM ändert.“ 
Ulrike Niemeier, Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg zur derzeit in der Wissenschaft heiß diskutierten Frage des Geoengineerings um den Klimawandel zu begrenzen. Immerhin würde man damit auch in den Wasserzyklus eingreifen; selbst wenn das Ganze ungefähr so wirken würde wie erwartet, könne es durchaus in einigen Ländern noch trockener werden. Man wüsste ja auch nie, was eine Folge des Geoengineerings wäre, und was nicht. Jede Naturkatastrophe könnte als Konsequenz aus dem Experiment betrachtet werden und entsprechend Wut und Hass provozieren. sueddeutsche.de

MEHR WISSEN
Schmelzende Gletscher in Südasien: Wenn in den Bergregionen Südasiens die Gletscher weiter schmelzen, könnten sich die Wassermengen in den Flüssen im Sommer halbieren. Die daraus resultierende Wasserknappheit könnte dazu führen, dass der Streit um den Zugang zu Wasser zunehmen und Menschen vor den Dürren fliehen müssen. nature.com
Luxuskonzerne zum Umdenken bringen: Sie ist die Frau des Oscar-Gewinners Colin Firth, und kümmert sich um Mode. Die Italienerin Livia Giuggioli, will mit ihrem Unternehmen Eco-Age internationale Lifestyle- und Luxuskonzerne zum Umsteuern bringen und ihnen mehr ökologisches Bewusstsein vermitteln. Fashion-Verrücktheiten dürften nicht auf Kosten von Menschenleben gehen.  berliner-zeitung.de
Verzicht aufs eigene Auto: In Großstädten wird zukünftig in erster Linie um die Frage gehen, wie man Mobilität von Morgen organisiert. Dazu gehört auch der Verzicht auf das eigene Fahrzeug. Die Autobauer von BMW sind in Berlin an einem Modellversuch beteiligt, bei dem 13 Anwohner aus zwei Kiezen ihre Autos für zwei Wochen in einem Parkhaus abstellten. Anstatt des eigenen Autos wurden Carsharing-Fahrzeuge , E-Scooter, elektrifizierte Lastenräder und eine Bike-Station mit Leihfahrrädern zur Verfügung gestellt. Die TU Berlin und das Bezirksamt kooperierten bei diesem Versuch, der so gut angenommen wurde, das er auch an anderen Orten umgesetzt werden soll. bizz-energy.com
Begriffe erklärt: Carbon Foodprint und  Ökobilanz energiequellen.net
Monokulturen: Flora und Fauna sind durch Monokulturen, Überdüngung und Unkrautgifte bedroht sueddeutsche.de
Nachhaltigkeits-ThinkTank:  Die „Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit 2030“ will die von der UNO gesetzten Entwicklungsziele (SDGs) interdisziplinär voranbringen. taz.de
Fairer Handel: Neue Strategien sollen bei GEPA den Absatz erhöhen handelsblatt.com

KALENDER
16.5.2017  8:00 – 9:30 Uhr, Berlin, Deutscher Bundestag  Fachgespräch zum Thema Digitale Mündigkeit. fair-economics.de

DAS LETZTE:
Telefonzellen  für Nostalgiker: Noch insgesamt knapp 20 000 Telefonzellen und -säulen betreibt die Deutsche Telekom derzeit noch, Tendenz abnehmend. Vor zwanzig Jahren waren es noch 160.000. Dank Handy  kam die Wende. Heute kann man sich eine ausrangierte Zelle kaufen, ab 600 Euro sind sie zu erstehen, nur die Gelben sind inzwischen ausverkauft. heise.de