ZUR ENGLISCHEN AUSGABE

Aktivisten stecken einen Baum in ein Loch im Asphalt auf der Zufahrtsstraße nach Lützerath. (Foto: Stefan Müller climate stuff. (CC BY-NC 2.0 by flickr.com)

Lützerath vor Räumung: Im wegen des Braunkohletagebaus räumungsbedrohten Ort Lützerath in Nordrhein-Westfalen sammeln sich weitere Aktivisten. Zahlreiche Menschen reisten am Samstag an und wurden mit Shuttlebussen von umliegenden Bahnhöfen in den Ort gebracht, berichteten Reporter. Auf den Straßen von Lützerath errichteten Aktivisten neue Barrikaden, dabei betonierten sie auch Gasflaschen in die Fahrbahn ein, um eine Räumung zu erschweren. Ab Montag könnte die Polizei gemäß der Räumungsverfügung des Landkreises ab kommendem Montag beginnen.  Gestern besuchte Klimaaktivistin Luisa Neubauer die Besetzer. Die Politik hat nach Meinung von Klimaaktivistin Luisa Neubauer nicht mit soviel Widerstand gegen den Abriss des Dorfes Lützerath am Rande des rheinischen Braunkohletagebaus gerechnet. „Man merkt, dass anscheinend unterschätzt wurde, welche Kraft in diesem Ort steckt“, sagte Neubauer am Sonntag in Lützerath. „Hier zeigt eine Gesellschaft, dass sie versteht: Es geht um alles. Das Dorf hier ist überlaufen von Menschen, die aus der ganzen Republik angereist sind. Und das ist keine ganz unkomplizierte Anreise. Da gibt es viele gesperrte Straßen und Polizeibarrikaden. Aber das nehmen die Menschen auf sich.“ Die Demonstranten haben angekündigt die Räumung über Wochen hinauszögern zu wollen. Für die Grünen, die in NRW mit der CDU koalieren, ist Lützerath eine Zerreissprobe, zumal Wissenschaftler festgestellt haben, dass das Abbaggern überflüssig sei. tagesschau.de, tagesspiegel.de(Grüne), fr.de (Neubauer), coaltransition.org (Studie)

Bundesregierung – Energieversorgung auch ohne Atomkraft sicher: Sogar den Kohleausstieg könne man problemlos vorziehen, heißt es in einem Bericht des Wirtschaftsministerium. Dafür setzt man in Berlin mehr auf Erdgas und Wasserstoff. Die Versorgung sei selbst dann sicher, wenn sich die Deutschen entschlössen, bis 2030 komplett aus der Kohleverstromung auszusteigen. Das gelte auch bei einem deutlich steigenden Stromverbrauch, wenn etwa mehr Wärmepumpen in den Gebäuden zum Einsatz kämen oder wenn mehr Elektroautos auf den Straßen unterwegs wären. Bis ausreichende Mengen an „grünem“ Wasserstoff zur Verfügung stehen, dürfte Erdgas eine wichtige Rolle in der Stromversorgung der Bundesrepublik spielen. Nachdem die Lieferungen aus Russland weitgehend gekappt sind, setzt das BMWK auf mehr Importkapazitäten für Flüssiggas (LNG). Kritiker mahnten allerdings davor, dass Überkapazitäten aufgebaut werden könnten. telepolis.de

13,2 Milliarden Euro durch Emissionshandel für Klimafonds

Erneut sind im vergangenen Jahr die Einnahmen aus dem Emissionshandel gestiegen. Das Geld fließt in den Klima- und Transformationsfonds, aus dem Klimaschutzmaßnahmen bezahlt werden. Aus dem Verkauf von Kohlendioxid-Verschmutzungsrechten sind Deutschland 2022 rund 13,2 Milliarden Euro zugeflossen – so viel wie noch nie. Die Gelder stammen aus dem europäischen (6,8 Milliarden Euro) und dem nationalen (6,4 Milliarden Euro) Emissionshandel. Sie fließen vollständig in den Klima- und Transformationsfonds (KTF). Bereits 2021 hatte die Deutsche Emissionshandelsstelle mit 12,5 Milliarden Euro einen Rekord verzeichnet. handelsblatt.com

Deutschland verfehlt die Emissionsziele erneut: Auch für 2022 wird die Bundesrepublik die Emissionsziele wahrscheinlich reißen. Einer Berechnung zufolge wurden in Deutschland im vergangenen Jahr etwa 761 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt. Der Ausstoß im Energiesektor stieg demnach. Zwar sei der Energieverbrauch 2022 um 4,7 Prozent im Vergleich zu 2021 zurückgegangen, hieß es weiter. Der wieder verstärkte Einsatz von Kohle und Öl habe die durch den geringeren Verbrauch erreichten Emissionsminderungen jedoch zunichte gemacht. Die Denkfabrik „Agora Energiewende“ forderte eine konsequente Trendwende. Sie macht dafür neben einer verstärkten Nutzung der Kohlekraftwerke vor allem den Verkehrssektor verantwortlich. Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck räumte ein, beim Verkehr reichten die vorgesehenen Maßnahmen nicht, um die dortige große CO2-Lücke zu schließen. Trotz der Probleme wegen des russischen Angriffskriegs sei der Ausstoß von Treibhausgasen wohl zumindest leicht zurückgegangen. Der Grund seien deutliche Energie-Einsparungen sowie der hohe Anteil der Erneuerbaren Energien. Dies zeige, dass die Bundesregierung den richtigen Kurs eingeschlagen habe.  tagesspiegel.de , faz.net

Rettung des Regenwaldes in Brasilien: Deutschland startet eine Charmeoffensive in Brasilien. Das südamerikanische Land sei ein wichtiger Partner im Kampf gegen den Klimawandel. Deutschland hat ein großes Interesse daran, dass Lula erfolgreich ist, zum Beispiel in seinem Kampf gegen illegale und – noch – legale Abholzungen im Amazonas-Regenwald. 35 Millionen Euro hat die Bundesregierung zum Amtsantritt von Lula für den Amazonas-Fonds freigegeben. Aber es gibt auch Kritik. „Die 35 Millionen Euro sind ein Tropfen auf den heißen Stein“, bemängelt etwa Christof Schenk, der Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt, einer renommierten, international tätigen Naturschutzorganisation. „Wir müssen in ganz anderen Dimensionen denken“, so Schenk  tagesschau.de , dw.com(Kritik)

Wieviel mehr muss die EU in den Klimaschutz investieren? Massive Investitionen in Renewable Energies sind die Voraussetzungen dafür, dass die EU 2050 klimaneutral ist. Nun haben Forschenden der ETH Zürich eine erste Zahl genannt. So müsste die EU von 2021 bis 2025 jährlich 302 Milliarden Euro in diese und andere Infrastruktur investieren, um ihre Treibhausgasemissionen wie geplant zu senken.Die größten zusätzlich notwendigen Investitionen pro Jahr entfallen laut Studie auf Erneuerbare-Energien-Anlagen (plus 24 Mrd. Euro), den Ausbau der Schieneninfrastruktur (plus 25 Mrd. Euro) und Stromnetze (plus 24 Mrd. Euro). tagesspiegel.de

Umstrittenes CCS rückt in den Fokus: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck zeigt sich gegenüber der Speicherung von CO2 inzwischen aufgeschlossen. Auf einer Norwegenreise Mitte der Woche informierte sich der Minister über die hierzulande noch umstrittene Technologie. Die Industrie ist noch immer der größte Verursacher von CO₂-Emissionen, für die sie im Zuge des Emissionshandels jährlich Milliarden ausgeben muss. Mit dem CO₂-Preis will die Politik die Unternehmen eigentlich dazu bringen, auf klimaneutrale Prozesse umzustellen. Doch in manchen energieintensiven Branchen ist es schwierig, die Emissionen zu drosseln. CCS ist für diese Firmen eine verlockende Alternative. Kritiker sehen jedoch eine Gefahr:„Wir können nicht anfangen, unter der Nordsee oder Niedersachsen unseren Klimamüll abzuladen“, sagt Kerstin Meyer vom BUND. Sie hält CCS für ein Kind der Gas- und Öl-Industrie, mit der Norwegen reich geworden ist. Sollte die Speicherung oder der Export von CO₂ in Deutschland erlaubt werden, gehe der Transformationsdruck für die Industrie verloren. boerse.de  (Habeck Reise), tagesspiegel.de, faz.net , sueddeutsche.de

 

BUCHTIPP DER WOCHE:

So retten wir das Klima

Wie wir uns unabhängig von Kohle, Öl und Gas machen

Prof. Dr. Michael Sterner, Energieexperte und Berater der Bundesregierung in Energiefragen, zeigt in „So retten wir das Klima“, dass Klimaschutz machbar ist und lange geglaubte Mythen zur Energiewende längst hinfällig sind. Er erklärt anschaulich, warum wir dringend ohne fossile Rohstoffe auskommen müssen, sich unsere Energiegewinnung wieder oberirdisch abspielen muss und die Sonne im Zentrum unserer zukünftigen Energie-versorgung steht. Dabei geht er auf die einzelnen Bereiche Strom, Wärme, Mobilität und Industrie ein und macht mehr als deutlich: Es ist alles da, was wir für eine nachhaltige Energiewende brauchen – wir müssen nur wollen! komplett-media.de


Christian Lindner: Befürchtet dauerhaft hohe Energiepreise und will Fracking in Deutschland. zeit.de
Robert Habeck: Will früheren Kohleausstieg auch im Osten. welt.de
Volker Wissing: Will AKW Laufzeiten durch Experten festlegen lassen. faz.net
Volker Wissing II: Minister Wissing verstößt gegen das Klimaschutzgesetz. handelsblatt.com
Restaurants: Müssen seit dem 1. Januar Mehrwegverpackungen anbieten. wdr.de
2022 endet ungewöhnlich warm: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat den wärmsten Silvestertag seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im 19. Jahrhundert verzeichnet. tagesschau.de

Das seventeeen goals Magazin erzählt in inspirierenden Geschichten, wie Menschen die Welt bewegen und zeigt auf, wie jeder einen Beitrag zum Erreichen der Nachhaltigkeitsziele leisten kann.


PODCAST DER WOCHE:

Warum schmeißt man als Journalist hin, um Klimaaktivist zu werden?

Für Raphael Thelen ist Schluss. Nach mehr als zehn Jahren kehrt er dem Journalismus den Rücken und wird Aktivist bei der „Letzen Generation“. Er hat unter anderem das Netzwerk Klimajournalismus mitgegründet und für große Medien wie den „Spiegel“ und die „Zeit“ über die Klimakrise geschrieben. Jedoch stößt er als Journalist offenbar an die Grenzen seiner Möglichkeiten. Im Übermedien-Podcast sagt er:

„Es gibt viel Unwissen über die Klimakrise. Ganz viele Menschen, auch in Redaktionen, wissen bis heute nicht was ein Kipppunkt ist, was ein Feedback Loop ist. Die wissen nicht, dass drei Grad Erwärmung, die wir ja Ende des Jahrhunderts ungefähr haben werden, sechs Grad in Deutschland bedeuten. Das heißt, Berlin hat so ein Klima wie Toulouse.“ ….. „Das ist mir klar, dass das mein Abschied aus dem Journalismus ist. Das ist mir sehr schwer gefallen, diese Entscheidung zu treffen, weil ich seit zehn Jahren diesen Beruf mache und ihn eigentlich auch liebe und immer daran geglaubt habe.“

Warum tut er das nun nicht mehr? Was hat er genau vor? Kann er noch optimistisch sein? Und was hat der Journalismus mit dem Coyoten aus „Road Runner“ zu tun?  uebermedien.de


KOMMENTAR DER WOCHE:

von Felicitas Böselager

Protest ist legitim – wenn er friedlich ist

„Warum gerade Lützerath? Setzen die Klimaschützer da nicht auf das falsche Symbol? Schließlich wohnt niemand der ursprünglichen Bewohnerinnen und Bewohner mehr in dem kleinen Weiler im rheinischen Revier. Häuser und Höfe sind längst verlassen, die Besitzverhältnisse geklärt – all das gehört dem Energiekonzern RWE. Kaum jemand glaubt ernsthaft daran, den Ort noch retten zu können, das war 2018 beim Hambacher Forst anders. Hier gab es die berechtigte Hoffnung, den Wald zu erhalten – und es ist den vielen Menschen, die sich für ihn eingesetzt haben auch gelungen. Heute klingen selbst manche Protestler aus Lützerath so, als könne man gegen die Bagger eigentlich nichts mehr ausrichten. …. Es ist also vollkommen gerechtfertigt, gegen fossile Energien und die Zerstörung der Umwelt zu protestieren, auch mit zivilem Ungehorsam. Aber dieser Protest muss unbedingt friedlich bleiben. Sollte die Situation in Lützerath in den kommenden Wochen eskalieren, dann gibt es nur Verlierer.

Das wären zuallererst diejenigen, die davon direkt betroffen wären, sowohl die Klimaschützer als auch die Polizeikräfte. Aber auch das Anliegen der Aktivisten würde beschädigt. Fliegende Steine, Böller, oder Flaschen gegen Polizeikräfte sorgen gerade nicht dafür, dass die Öffentlichkeit sich mit den Zielen der Klimabewegung auseinandersetzen wird. Sie brächten auch keine Sympathien für den eigentlich legitimen Protest. Aber auch auf der anderen Seite ist Deeskalation dringend geboten – die Polizei muss bei der Räumung von Lützerath klug und besonnen vorgehen. Das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit des Staates ist bei vielen in der Klimabewegung bereits erschüttert, weil sie nicht genug Fortschritt in der Politik sehen und sie zunehmend frustriert sind. Eine Eskalation würde diesen Frust nur weiter befeuern. deutschlandfunk.de

MOBILITÄT:

Zahl der Auto-Abos gestiegen: Wenn man ein Auto abonniert, zahlt man für dessen Nutzung einen monatlichen Betrag. Zu diesem Modell der Autonutzung greifen immer mehr – vor allem jüngere – Menschen: Auto-Abo-Abschlüsse legen von 2020 zu 2022 um etwa 50 Prozent zu. Und Experten rechnen für dieses Jahr mit einem weiteren starken Anstieg. Immer mehr Menschen abonnieren ein Auto, statt sich eins zu kaufen: Die Zahl der Auto-Abo-Abschlüsse stieg von rund 42.000 im Jahr 2020 auf 63.000 im Jahr 2022, wie aus einer an diesem Montag veröffentlichten Analyse des Center Automotive Research (CAR) hervorgeht. Das war demnach ein Marktanteil von 6,6 Prozent gemessen an den PKW-Neuwagenzulassungen für Privatkunden. Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer rechnet in diesem Jahr mit 100.000 Auto-Abo-Abschlüssen. n-tv.de

Zulassungszahlen: Die reduzierte Förderung von E-Autos hat zu einem Zulassungsboom geführt, vor allem im Dezember sind die Zahlen gestiegen. golem.de
Verkehrswende im ÖPNV: Auch 2022 setzten zahlreiche Kommunen auf Elektroantriebe oder erweiterten ihre bestehende E-Bus-Flotte. Beim Wasserstoffantrieb hingegen gibt es noch Startschwierigkeiten. zdf.de
Tempo 30 in Städten: Umweltschützer dafür, Städte gewillt, Verkehrsministerium bremst. heise.de

Verkehrsminister Volker Wissing will Potenzial von Nachtzügen für Geschäftsreisende prüfen: Das Bundesverkehrsministerium will mit einem Gutachten das Potenzial von Nachtzügen in Deutschland untersuchen. Ziel sei ein ganzheitlicher, ökologischer und gesamtgesellschaftlicher Vergleich von Nachtzugverkehren mit anderen Verkehrsträgern. Neben dem volkswirtschaftlichen Nutzen sollen die Gutachter etwa prüfen, ob Touristen und Geschäftsreisende statt mit Flugzeug, Auto oder Reisebus mit dem Nachtzug fahren würden. Die Ampel hatte sich zum Ziel gesetzt, grenzüberschreitenden Nachtzug-Angebote zu stärken. handelsblatt.com

Regierung fördert E-Fuels mit knapp zwei Milliarden Euro: Mit den Mitteln aus dem Sondervermögen „Klima- und Transaktionsfonds“ soll bis 2026 die Weiterentwicklung und den Markthochlauf von strombasierten Kraftstoffen und fortschrittlichen Biokraftstoffen gefördert werden. Die Bundesregierung sieht strombasierte Kraftstoffe für Kfz eigentlich nur noch als Abfallprodukt von E-Kerosin. Trotzdem fließt viel Geld in die Entwicklung. heise.de

WASSERSTOFF:

Habeck in Oslo: Wasserstoff-Pipeline von Norwegen nach Deutschland beschlossen: Schon in sieben Jahren soll Wasserstoff von Norwegen nach Deutschland fließen. RWE hat mit dem norwegischen Konzern Equinor einen Abnahmevertrag für grünen und blauen Wasserstoff unterzeichnet. pv-magazine.de

Bagger auf H2 umgerüstet: Ist Wasserstoff der Schlüssel zur künftigen Bau- und Abbruchbranche? Dass es in der Praxis durchaus funktioniert, zeigt ein Beispiel von zwei auf H2 umgerüsteten Bagger. efahrerchip.de

Wann wird ausreichend grüner Wasserstoff verfügbar sein? Der Markthochlauf der Elektrolyse ist ein entscheidender Engpass für die Massenproduktion von grünem Wasserstoff. Nun haben Forschende die mögliche Ausbaupfade der Elektrolysekapazität in der Europäischen Union und global analysiert. hzwei.info
Pipeline für Europas größten Stahlstandort in Duisburg: Air Liquide schließt Stahlwerk an Wasserstoff-Netz an. Der Industriegase-Konzern Air Liquide hat sein Wasserstoff-Netzwerk im Ruhrgebiet erweitert. Eine neue 4 km lange Pipeline bindet nun auch den Standort von Thyssenkrupp Steel in Duisburg, Europas größtes Stahlwerk, an. chemietechnik.de

Reduzierung der CO2-Emissionen: Absolut Vodka und Ardagh investieren in einen wasserstoffbefeuerten Glasschmelzofen. neue-verpackung.de

Keine Förderung von biogenem Wasserstoff: Die Bundesregierung hat keine Pläne, die Produktion von dekarbonisiertem Wasserstoff aus Abfällen beziehungsweise biogenen Quellen in Deutschland zu fördern. Das geht aus einer Antwort (20/5037) der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage (20/4816) der CDU/CSU-Fraktion hervor. Es bestehe zwar „in anderen Bereichen ein Bedarf an biogenen Rohstoffen und Energieträgern zur Dekarbonisierung“, jedoch sei „die Verfügbarkeit nachhaltiger Biomasse begrenzt“. Aus diesem Grund erscheine „ein gezielter Anreiz zur Herstellung von biogenem Wasserstoff in den meisten Fällen nicht sinnvoll“, schreibt die Bundesregierung. Mit dem Gesetz zur Weiterentwicklung der Treibhausgasminderungs-Quote habe der Bundestag in der vergangenen Legislaturperiode die Förderung von Wasserstoff aus biogenen Quellen im Rahmen der THG-Quote ausgeschlossen. Für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft sollten durch das Gesetz Anreize zum Ausbau der Elektrolysekapazitäten geschaffen werden, mit denen aus erneuerbarem Strom nicht-biogenen Ursprungs Wasserstoff gewonnen werden solle. Eine Anrechnung von Wasserstoff, der beispielsweise aus Biogas oder durch elektrischen Strom aus der energetischen Verwertung von Biomasse gewonnen werde, würde dieses Ziel gefährden, so die Bundesregierung. Eine Rückaufnahme ermögliche die Anrechnung von Wasserstoff aus biogenen Quellen, der in Straßenfahrzeugen eingesetzt werde. Eine darüber hinausgehende Förderung sei nicht geplant.

LETZTE WOCHE IM BUNDESTAG:

Wolfsmanagement der Bundesregierung: Die Kritik des Bundesrechnungshofes am Wolfsmanagement der Bundesregierung ist Gegenstand einer Kleinen Anfrage (20/5094) der CDU/CSU-Fraktion. Darin erkundigen sich die Abgeordneten unter anderem, ob die Bundesregierung konkrete Ziele für die Verbreitung des Wolfes in Deutschland entwickeln will. Auch die im Zusammenhang mit der Wiederansiedelung des Wolfes in Deutschland insgesamt einhergegangenen Kosten sind Thema.

Bericht der Bundesregierung zur Menschenrechtspolitik: Der 15. Bericht der Bundesregierung über ihre Menschenrechtspolitik liegt als Unterrichtung (20/4865) vor. Im Vorwort erinnert Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) an Kriege, Terror und Verletzungen der Menschenrechte in vielen Ländern der Erde im zu Ende gehenden Jahr 2022 und verweist insbesondere auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und die damit verbundenen Gräueltaten. Bei Morden und Vergewaltigungen dürfe es keine Straflosigkeit geben, erklärt die Ministerin mit Blick auf den russischen Angriff auf die Ukraine. Denn Straflosigkeit verhindere Gerechtigkeit. Daher setze sich die Bundesregierung für die Aufklärung und Dokumentation von Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen ein. Auch an anderen Orten der Welt würden Menschenrechte mit Füßen getreten, erklärt Baerbock weiter und nennt den Iran, wo Männer und Frauen unter Angst um ihr Leben für das Recht einstünden, selbst über ihr Leben zu bestimmen. Sie erwähnt auch Afghanistan, wo das Taliban-Regime den Frauen und Mädchen jede Freiheit und Würde raube.

Bodenschutz Gesetz soll reformiert werden: Die Bundesregierung erachtet das bestehende Schutzniveau für Böden in Deutschland für als nicht ausreichend und strebt daher eine Novellierung des Bodenschutzrechtes an. Zudem könnten „harmonisierte Umweltvorschriften der EU-Mitgliedstaaten“ helfen, die Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten in Deutschland vor Wettbewerbsverzerrungen durch ungleiche Schutzniveaus zu schützen. Ein umfassender Schutz der Böden lasse sich nur erreichen, wenn diese auf Grund rechtsverbindlicher Vorgaben zur einheitlichen Anwendung gelangten, schreibt die Bundesregierung in einer Antwort (20/4967) auf eine Kleine Anfrage (20/4629) der CDU/CDU-Fraktion zum Thema Bodenschutz.

WÖRTLICH GENOMMEN

Die CO2-Emissionen sind im Vergleich zu Kohle bei der Gasverbrennung etwa halb so hoch. Das ist die Ratio. Die ignoriert allerdings, dass Methan bei der Gasproduktion und -nutzung austritt.

Stefan Schwietzke, internationaler Wissenschaftler beim Enviromental Defense Fund, in den Emissionsberichten der deutschen Regierung wären diese Methanemissionen enthalten. Aber abgesehen von wenigen Komponenten kaönne man Methan letztlich fast mit Erdgas gleichsetzen. Da gehöre Deutschland zu den großen Importeuren: Etwa 90 Prozent der Gasprodukte, die wir konsumierten, würden außerhalb der deutschen und zum großen Teil der EU-Grenzen hergestellt. Ein Großteil der Wertschöpfungskette – Exploration, Produktion, Verfeinerung, Transport, Weiterleitung und natürlich die Nutzung – finde sich also nicht in den deutschen Berichten wieder. n-tv.de

 

AFRIKA:

Hoffnung statt Hunger und Kriege: Dürren und Bürgerkriege machen das Leben Somalia, Äthiopien und Kongo schwer – doch es gibt auch Lichtblicke. Auch im neuen Jahr bekommt Russlands Krieg in der Ukraine wieder viel mediale Aufmerksamkeit. Dabei leben auch in anderen Teilen der Welt viele Millionen Menschen in Kriegs- und Krisengebieten. Das International Rescue Committee veröffentlicht regelmäßig eine Liste mit den schlimmsten Krisenregionen der Welt. Neben der Ukraine stehen darauf vor allem Staaten im Nahen Osten und in Afrika. In dieser Folge schauen wir uns mehrere Krisenregionen in Afrika an. Mit ZEIT-Redakteurin Andrea Böhm sprechen wir über die schwierige Lage in Äthiopien, Somalia und Kongo – und darüber, was Hoffnung macht. zeit.de

NGO gegen Rückgabe aller Benin-Bronzen: Museen weltweit wollen Benin-Bronzen an Nigeria zurückgeben. Doch eine New Yorker Organisation von Nachfahren westafrikanischer Sklaven will eine pauschale Rückgabe der Raubkunst verhindern.
tagesschau.de

Mali: Kraftprobe in Westafrika. Mit hohen Haftstrafen für 46 Soldaten aus der Elfenbeinküste kontert Mali ein Ultimatum zu ihrer Freilassung. Kommen neue Sanktionen? Die Militärregierung in Mali verschärft ihren außenpolitischen Konfrontationskurs weiter. 46 Soldaten aus der Elfenbeinküste, die im Juli bei der Landung in Malis Hauptstadt Bamako festgenommen worden waren, sind am Freitag von einem Gericht in Bamako zu je zwanzig Jahren Haft verurteilt worden. Drei Soldatinnen, die zu der Gruppe gehörten, aber im September freikamen, erhielten Todesurteile in Abwesenheit. taz.de

Südsudan: Nach einem Pinkel-Video von Präsident Kiir sind Journalisten festgenommen worden. Bei einer offiziellen Zeremonie soll sich Südsudans Präsident Salva Kiir in die Hose gepinkelt haben. Gegen sechs Journalisten, die die Videoaufnahmen verbreiteten, wurden nun Ermittlungen aufgenommen. tagesspiegel.de

Tansanische Präsidentin hebt sechsjähriges Kundgebungsverbot der Opposition auf: Die Präsidentin von Tansania und Vorsitzende der Regierungspartei Chama Cha Mapinduzi, Samia Suluhu Hassan, hob am Dienstag das Kundgebungsverbot für die Opposition auf. Im Rahmen eines Treffens mit führenden Vertreterinnen und Vertretern politischer Parteien forderte die Präsidentin die Polizei und andere Sicherheitskräfte dazu auf, den Parteien friedliche Versammlungen und Kundgebungen zu gewährleisten. theheastafrican.co.ke

Simbawe verbietet des Export von Roh-Lithium: Simbabwe, einer der größten Lithiumlieferanten weltweit, will kein Rohmaterial mehr exportieren lassen. Stattdessen soll innerhalb des Landes weiterverarbeitet werden, um stärker von den eigenen Rohstoffen zu profitieren. Das Land hat die Ausfuhr von unverarbeitetem Roh-Lithium aus seinen Minen verboten. Damit will das afrikanische Land die Wertschöpfung des gefragten Rohstoffs steigern und in Zukunft keine Milliardenerlöse aus seinen Bodenschätzen an ausländische Unternehmen mehr verlieren. Das Ministerium für Bergbau und Bergbauentwicklung veröffentlichte am 20. Dezember ein Rundschreiben. Im Rahmen eines Gesetzes zur Kontrolle der Ausfuhr von Bodenschätzen, soll sichergestellt werden, dass das Land zukünftig mehr von seinen Lithium-Vorkommen profitieren und durch die Batterie-Herstellung einen starken Wirtschaftszweig mit höheren Einkommen für seine Bewohner erhalten soll. efahrer.chip.de 

MEHR WISSEN:

Ein zweites Leben für Autoteile: Gebrauchtwagen oder Unfallautos werden oftmals mit hohem Energieaufwand verschrottet, selbst wenn viele Teile noch funktionsfähig sind. Fraunhofer-Forschende entwickeln im Projekt EKODA eine bessere Alternative: In einem komplexen Testverfahren werden zunächst alle Komponenten untersucht. Ein Bewertungssystem gibt dann Empfehlungen, wie die Komponenten weiterverwendet werden könnten. fair-economics.de

Gletscher unwiederbringlich verloren: Wasserknappheit, steigende Meeresspiegel, veränderte Flora und Fauna: Das fortschreitende Schmelzen der Gletscher aufgrund der Klimaerwärmung hat zum Teil gravierende Auswirkungen. Nun zeigt eine im Fachjournal „Science“ veröffentlichte Studie, dass selbst im günstigsten Fall ein großer Teil der Gletscher verschwinden wird. Fast 50 Prozent der rund 215.000 berücksichtigen Gletscher werden bis 2100 schmelzen – wenn der Temperaturanstieg auf 1,5 Grad begrenzt wird. science.org

Braunalgen bekämpfen Klimawandel mit Schleim: Braunalgen nehmen große Mengen Kohlendioxid auf und entfernen es langfristig aus dem globalen Kohlenstoff-Kreislauf. Sie setzen es nicht nur beim Wachstum ein, sondern nutzen das Treibhausgas auch zur Bildung eines zuckerhaltigen und nur schwer abbaubaren Schleims, der für Jahrhunderte in Sedimenten verbleiben kann. n-tv.de

Komische Phänomene: Die warmen Temperaturen jetzt im beeinflussen Wälder und Tiere. deutschlandfunk.de
Geo-Engineering: Wie sich das Klima manipulieren lässt. utopia.de
Aus dem IASS wird das RIFS: Nicht nur der Name ändert sich bei den Potsdamer Forschenden. solarify.eu

KALENDER:

BMUV Agrarkongress 2023, Berlin 10:30 – 17:30 Uhr

Lebensgrundlagen schützen, Krisen begegnen

Wir leben in herausfordernden Zeiten. Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Energie- und Agrarmärkte zeigen, wie verletzlich unsere Agrar- und Ernährungssysteme sind. Erzeugung, Verfügbarkeit und Preise von Lebensmitteln rücken neu ins Bewusstsein und damit die Bedeutung einer nachhaltigen Landwirtschaft und die wichtige Rolle der Landwirtinnen und Landwirte. Gleichzeitig bedrohen Klimakrise, Artenaussterben und Umweltbelastungen unsere Lebensgrundlagen und unsere Landwirtschaft immer stärker. Die zunehmenden Dürren und Hitzewellen, auch in Deutschland, sind ein spürbarer Beleg dafür. Wir müssen diese Krisen gemeinsam angehen! Umwelt und Landwirtschaft sind gefordert, den Erhalt der Biodiversität, den Schutz des Klimas und der Natur als wichtigen Beitrag auch zur weltweiten Ernährungssicherung zu begreifen und zu stärken. Die große Bedeutung intakter, lebendiger und fruchtbarer Böden rückt dabei immer mehr in den Vordergrund. Der Agrarkongress 2023 mit Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland bietet Standortbestimmung und Orientierung zugleich. Diskutieren Sie mit uns die Wege zu einer krisensicheren und nachhaltigen Landwirtschaft! Der Agrarkongress 2023 wird nach zwei Jahren im pandemiebedingten Onlineformat voraussichtlich erstmals als Hybrid-Veranstaltung mit interaktivem Livestream stattfinden. bmuv.de

DAS LETZTE:

Ausgestopftes Rind im Supermarkt erzürnt Veganer: Schwarzes Fell, gelbe Ohrmarken, das Schild »Anton« um den Hals: Mit einem ausgestopften Rind wollte ein Supermarkt in Brandenburg Aufmerksamkeit generieren. Das gelang – vielleicht nicht ganz wie beabsichtigt. Ein ausgestopftes Rind in der Wurstabteilung eines Edeka-Marktes im brandenburgischen Hennigsdorf hat zu erbosten Reaktionen im Internet geführt. User warfen dem Händler einen unsensiblen Umgang mit Tieren vor. Angefangen hatte die Aufregung mit einem Posting bei Instagram, das ein veganer Twitter-Nutzer aufgriff . »Wenn man glaubt, man habe schon alles an Geschmacklosigkeit in Sachen Tierausbeutung gesehen, kommt der Edeka Henningsdorf und platziert den ausgestopften Körper eines Opfers der Tierausbeutungsindustrie mitten zwischen Leberwurstgläser«, schrieb dieser. spiegel.de

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Alle Bilder, wenn nicht anders ausgewiesen: pixabay.com

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