FAIReconomics Newsletter KW 02/20 

Klimawandel das erste mal im täglichen Wetter nachweisbar: Die Wissenschaft hat stets behauptet, dass das Wetter nicht das Klima sei. Nun haben Wissenschaftler der ETH Zürich erstmals an diesem Lehrsatz gerüttelt. Sie haben den menschlichen Einfluss des Klimawandels im täglichen Wetterbericht nachgewiesen. Bei der Betrachtung des täglichen globalen Wetterberichtes zeigt sich der langjährige Trend zur Erderwärmung. Man kann die seit 1999 zurückverfolgen. spiegel.de,  nature.com
SPD will Windenergie schmackhafter machen: Um Widerstände gegen die Windenergie abzubauen, will die SPD-Spitze ein sogenanntes Windbürgergeld einführen. Wer sich nicht gegen den Bau von Windrädern wehrt und den Ausbau von erneuerbaren Energien ermöglicht, soll finanziell belohnt werden, so der Plan der Sozialdemokraten. Mit der Einführung dieser Leistungen, sollen im Gegenzug Klagemöglichkeiten gegen die Errichtung von Windkraftanlagen genommen werden. Derzeit werden in einer Bund-Länder-Ar­beitsgruppe verschiedene Konzepte geprüft. Der SPD-Fraktionsvize Matthias Miersch  „Das reicht von der Beteiligung der Kommunen am Umsatz von Windparks bis zu einem ‚Wind­bürgergeld‘, also direk­ten Geldflüssen für alle betroffenen Anwohner.“ Miersch bezeichnete die anvisierte Offensive bei den Erneuerbaren als „nächsten großen Prüfstein für die Große Koalition“. Zudem kann sich Miersch auch eine Photovoltaikpflicht bei Neubauten vorstellen. „Wir müssen dazu kommen, dass auf und an unseren Gebäuden Photovoltaik flächendeckend zum Einsatz kommt. Hier gibt es derzeit zu viel bürokratische Hürden. Wir müssen das gesamte Fördersystem überprüfen. Ein erster Schritt ist der Wegfall des Ausbaudeckels, den wir fest vereinbart haben. Ich könnte mir darüber hinaus bei Neubauten auch die Pflicht zu Nutzung von Photovoltaik vorstellen.“  zdf.de faz.net pv-magazine.de (Photovoltaik)

In fast  jeder sechster Ausgabe einer großen TV-Talkshows in ARD und ZDF standen im vergangenen Jahr 2019  die Themen Umwelt oder Klima im Mittelpunkt. Erderwärmung und Klimapolitik, Greta Thunberg und Fridays for Future –  diese Themen rückten in Deutschland ins Zentrum der politischen und gesellschaftlichen Aufmerksamkeit. In der Schweiz und in Österreich sieht das anders aus. klimafakten.de

2019 das drittwärmste Jahr seit Wetteraufzeichnung: Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 war das vergangene Jahr das drittwärmste. Überdurchschnittlich viele Sonnenstunden und zu wenig Niederschläge, das ergaben die Auswertungen des Deutschen Wetterdienstes. Um zwei Grad höher liegt der Temperaturdurchschnitt von 10,2 Grad Celsius über dem Vergleichswert der international gültigen Referenzperiode zwischen 1961 bis 1990. Damit gehören die Jahre  2019,  2018 und 2014  zu den drei wärmsten Jahren seit Beginn der regelmäßiger Wettermessungen.  zeit.dedwd.de ( ausführliche Datenübersicht)
Die Pflanzen und Tiere des Jahres 2020: Sie sind vom Aussterben bedroht, meistens weil ihre Lebensräume in Gefahr sind. Es gibt Bäume und Tiere des Jahres 2020. So wurde für 2020 beispielsweise die Robinie gekürt, weil deren Hülsenfrüchte beispielsweise eine Delikatesse für Bienen sind. Inzwischen gibt es eine ganze Reihe sehr unterschiedlicher Pflanzen, Tiere und Pilze, die 2020 im Mittelpunkt stehen. nabu.de

Feuer in Australien: Down Under erlebt derzeit die schlimmste Feuersaison seiner Geschichte. Die Regierung gerät unter Druck. Das Schlimme, die Buschfeuer können ihr eigenes Wetter erzeugen, da die Hitze des Feuers da­für sorgt, dass innerhalb kürzester Zeit große Mengen an Luft in der Atmosphäre nach oben gerissen werden. Sie reißen Wasserdampf, Ruß und Asche mit. Es können dadurch riesige Gewitterwolken entstehen, die allerdings mit starken Winden einhergehen, die wiederum die Feuer sich weiter ausbreiten lassen. Australien hat den größten Treibhausgasausstoß pro Kopf und die Stromproduktion basiert auf Kohle. Das ist ein Milliardengeschäft und es geht um viele Zehntausende von Arbeitsplätzen. Die Politik relativiert deshalb die Waldbrände, obwohl kein Industrieland die Folgen des Klimawandels so stark spürt, wie Australien. spiegel.de, diepresse.com
Volkswagen nimmt Verhandlungen wegen Dieselvergleich auf:  Der Volkswagenkonzern hat mit dem Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) Gespräche über einen möglichen Vergleich aufgenommen. Allerdings befinden sich die Ge­spräche noch in einem sehr frühen Stadium. „Ob es zu einem Vergleich kommt, ist offen.“ Volkswagen war bislang nicht zu Entschädigungen in Deutschland bereit, während er in den USA schon Milliardenzahlungen geleistet hat.  Der Verbraucherverband klagte deshalb stellvertretend für mindestens 400.000 Käufer von manipulierten Fahrzeugen des Konzerns vor Gericht.  taz.de
BUCHTIPP DER WOCHE:

Es gibt ein Genug – Lebensqualität, Enkelgerechtigkeit und die kulturellen Dimensionen zukunftsfähigen Lebens
Wir müssen! Wir sollen! Wir dürfen nicht! Solche Aufforderungen gibt es zu viele, wenn es um die Zukunft geht. Dieses Buch wagt einen anderen Blick: Menschen können!  Die Suche nach Lebensqualität, der Wunsch nach einer lebenswerten Zukunft für sich selbst und die Enkel und die Einsicht, dass es ein Genug gibt – das sind für viele Menschen zentrale Motive ihres Handelns.  Dieter Kramer zeigt mit dem Blick in die Vergangenheit: Menschen können zu allen Zeiten mit Mangel ebenso umgehen wie mit Reichtum, sie können gemeinsam und nachhaltig wirtschaften. So sind sie auch in der Lage, Wege zu Nachhaltigkeit und zu einer sozialökologischen Wende zu beschreiten – wenn sie von der Politik eingeleitet wird. oekom.de

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Krebsforscher: Bußgeld wegen Versuche an Tieren. spiegel.de
FDP: Mehr Kerosin aus grünem Strom gefordert. wiwo.de
Tempo 30: Kann Schadstoffe reduzieren.  sueddeutsche.de
Schornsteine: Bundesregierung plant Neuregelung wegen Feinstaub. zeit.de
Hackerangriffe: Sicherheitslücke in deutschen Kraftwerken. welt.de
Sand: Kein unendlicher Rohstoff mehr. deutschlandfunk.de
MOBILITÄT:

Parken soll teurer werden: Der Verband der Automobilindustrie hat eine grundlegende Reform der Anwohnerparkausweise vorgeschlagen, so sollen Besserverdienende mehr für das Anwohnerparken zahlen, für Elektroautos soll es mehr Sonderparkplätze geben und die Städte sollen die Preise für Parkplätze flexibler erhöhen oder senken können.  sueddeutsche.de
Mobilität und Auto: Die wahren Kosten. tagesspiegel.de
Elektroautos und SUVs: Treiben Neuwagenpreise in die Höhe. welt.de
Polizeigewerkschaft: Schlägt Studie zum Tempolimit vor.  zeit.de
Norwegen: Fast jedes zweite Auto fährt elektrisch.tn3.de
CES: Automobile und Fahren von Morgen. welt.de
Aus Berlin: E-Lastwagen. berliner-zeitung.de
LETZTE WOCHE IM BUNDESTAG
Regierung sah nur geringes Risiko: Das Risiko einer negativen Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zur PKW-Maut ist nach Darstellung der Bundesregierung als gering bewertet worden. In einer Antwort (19/15386) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion (19/14814) verweist die Bundesregierung etwa auf entsprechende Ergebnisse eines Risikoworkshops. „Diese Einschätzung fand Berücksichtigung bei der Aufstellung des Bundeshaushalts 2020, in dem von einer termingerechten Einführung der Infrastrukturabgabe zum 1. Oktober 2020 ausgegangen wurde.“ Entsprechend seien die Einnahmen aus der Infrastrukturabgabe sowie Personal und Sachausgaben ausgebracht worden, heißt es in der Antwort weiter. Der EuGH hatte das Maut-Projekt im Juni 2019 gekippt.
Atomtransporte: Das Bundesamt für Wirtschafts- und Ausfuhrkontrolle (BAFA) wird auch künftig Transporte von radioaktiven Abfällen oder abgebrannten Brennelementen gemäß „Atomrechtlichen Abfallverbringungsverordnung“ (AtAV) händisch erfassen. Eine Überführung des Verfahrens in eine elektronische Erfassung sei aufgrund der niedrigen Anzahl der zu erteilenden Genehmigungen derzeit nicht vorgesehen, schreibt die Bundesregierung in einer Antwort (19/15685) auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen (19/15215).
Nachhaltigkeit von Kernenergie: Die Bundesregierung begrüßt, dass die technische Expertengruppe der EU-Kommission zum nachhaltigen Finanzwesen davon abgesehen hat, die Kernenergie in die Taxonomie aufzunehmen. Dies teilt die Regierung in ihrer Antwort (19/15635) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion (19/15201) mit, die sich nach den Verhandlungen über den Verordnungsvorschlag der Europäischen Kommission zur Schaffung einer Taxonomie erkundigt hatte. Als problematisch wird von der Regierung angesehen, dass die technische Expertengruppe zu weiteren Untersuchungen der Nachhaltigkeit von Kernenergie in noch einzurichtenden Gruppen aufgefordert habe. Die Bundesregierung teilt die Auffassung des Europäischen Parlaments, dass eine glaubwürdige Taxonomie bereits im Text der Verordnung eine mögliche Bewertung von Kernenergie als nachhaltig ausschließen müsse.
Öl- und Gasheizungen dominieren: Im Bereich des einheitlichen Liegenschaftsmanagements dominieren bei der Versorgung der Dienstliegenschaften des Bundes mit Wärmeenergie die Energieträger Erdgas, Fernwärme und Heizöl. Andere Energieträger wie Holzhackschnitzel und Holzpellets hätten einen vergleichsweise geringen Anteil an der Wärmeversorgung, teilt die Bundesregierung in ihrer Antwort (19/14996) auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion (19/14477) mit. Eine in der Antwort enthaltene Übersicht über 2.264 Anlagen zeigt, dass die Wärmeerzeugung in 934 Anlagen mit Gas und in weiteren 873 Anlagen mit Heizöl erfolgt.

WÖRTLICH GENOMMEN
„Auf der anderen Seite kann auch Atomkraft trotz Klimaschutz nicht die Antwort sein. Denn wenn sich nicht einmal für den schwach strahlenden Schutt des Rückbaus genügend Deponien finden, wie soll das mit hoch radioaktiven Abfällen aus einem weiterlaufenden Betrieb gelingen? „
Burkhard Ewert, stellvertretender Chefredakteur der „Neuen Osnabrücker Zeitung“,  zu wenig Aufmerksamkeit erfahre daher die Option des Verzichts. Die zuletzt kritisierten Umweltsau-Omas hätten  in ihrer Kindheit jedenfalls fraglos nachhaltiger gelebt als die heutige Jugend. Und auch heute noch hätten sie alleine durch antrainierte Sparsamkeit und Sorgfalt mit hoher Wahrscheinlichkeit keine schlechte Ökobilanz, auch wenn sie im Alter beim Auto wegen des einfacheren Einstiegs ebenso wie beim Sofa ein etwas höheres Modell wählen würden. Sollte da wirklich einmal der Stromverbrauch des Enkels gegengerechnet werden, das Urlaubsverhalten oder die allgegenwärtigen Giftakkus und Deko- und Spielelemente aus Plastikschrott mit eingeschweißter LED, statt Wachskerzen und selbst gebastelter Strohsterne? deutschlandfunk.de
„Mag es bei Produktpreisvergleichen noch in Ordnung sein, wenn wir genau wissen, warum wir diese Produkt brauchen, ist dies bei einer Entscheidung für den Weiterbildungskurs schon schwieriger: Denn die vorher programmierten Algorithmen schneidern die Angebote nicht exakt auf uns zu, sondern orientieren sich an dem was durchschnittlich zu einem Durchschnitt der Menschen passt.“
Professor Dr. Ingo Rollwagen, Zukunftsforscher, und noch wichtiger sei die Transparenz über die Quantität und Qualität der vorhandenen Daten und das Wissen um die Regeln Algorithmen und das Wissen, auf dem die Unterstützung durch Algorithmen basiertes, wenn es um neue Bekanntschaften oder persönliche Beziehungen gehe. Um dies zu verdeutlichen: Bis vor einigen Jahren hätten wir vorher nachvollziehen können, von wem, beziehungsweise aus welcher Quelle Wissen stammte und mit welcher Tradition dies geschaffen worden sei. Seines Erachtens sei dies unerlässlich. Heute hingegen wüssten wir oft nicht mehr, wer für uns welches Wissen und Informationen nach welchen Regeln aufgearbeitet habe. fair-economics.de

MEHR WISSEN

Klimawandel bedroht Befahrbarkeit des Panamakanals: Der Panamakanal ist zunehmend durch den Klimawandel bedroht. „Der Kli­mawandel ist am Panamakanal hinreichend bewiesen“, sagt der Ökonom Ricaurte Vásquez, der den Kanal heute ver­wal­tet. Ein Negativrekord an Niederschlägen habe ein „erhebliches Wasser­­defizit“ in den Seen er­zeugt, die die Route mit Wasser versorgen. Die Kanalbetreiber müssen in Zukunft eine Lösung finden, wie der Wasserbedarf für den Kanal gedeckt werden könne.  Die dies­jäh­rige Niederschlagsmenge lag um 27 Prozent unter dem Durchschnitt. Zudem sei die Tempera­tur des Ga­tún-Sees, Hauptzufluss der Wasserstraße, im vergangenen Jahrzehnt um 1,5 Grad Celsius gestie­gen, was zu erheblichen Wasserverlusten durch Verdunstung geführt habe. spiegel.de 
Nachhaltiges Reisen: Klimaschädliche Fernreisen, sollen, wenn es nach dem Aktivisten Elias Bohun geht, bald derVergangenheit angehören. Der Zug soll die Fernreisen möglich machen, zumindest nach Asien und Nordafrika  dürfte dies funktionieren. Ein entsprechendes Reisebüro hat gerade eröffnet. Von Wien bietet das Büro zum Beispiel Zugreisen zum Preis von 650 Euro nach Vietnam an, Reisedauer acht Tage. taz.de
Handyentsorgung, aber richtig: Im Hausmüll haben alle Elektroge­räte nichts zu suchen. Die großen Mobilfunkanbieter, aber auch Elektrohändler neh­­men die Altgeräte kostenfrei zurück. Hochwertige Mobilfunkgeräte sind für die Tonne sowieso zu schade, sie können als Ersatzgeräte benutzt werden oder aber – bei einigen Anbietern – alt gegen neu eingetauscht werden. heute.de
Deutsche im Urlaub: Nur jeder achte Deutsche interessiert sich für Umweltschutz. waz.de
Gentrifizierung oder Nachhaltigkeit: Kulturkampf um einen Aldi. berliner-zeitung.de
Forschung und Plastik: Wissenschaftler produzieren Millionen Tonnen an Plastikmüll. sueddeutsche.de
DAS LETZTE:
Amazon setzt Mitarbeiter unter Druck: Nach Berichten soll der us-amerikanische Versandgroßhändler Amazon Mitarbeiter unter Druck setzen, die sich öffentlich dafür eingesetzt haben, dass die Konzern umweltfreundlicher agieren soll. In internen e-Mails sollen Personal- und Rechtsabteilung werden den Mitarbeitern, die sich für mehr Klimabemühungen des Konzerns geäußert haben, bei künftigen Äußerungen dieser Art mit Sanktionen bis hin zur Kündigung gedroht.  theguardian.com