Seit vielen Jahren wird immer wieder darüber diskutiert und auch politisch gestritten, welche Wirkungen die aus dem reichen Norden gezahlte Entwicklungshilfe für die Last und Least Development Countries hat.
Das Deutsche Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) und die US-amerikanische Forschungseinrichtung AidData haben nun zum zweiten Mal untersucht, wie Partner in Entwicklungs- und Schwellenländern die Unterstützungsleistung internationaler Geber, darunter auch Deutschland, einschätzen.
Dazu wurden Regierungsvertreter und- vertreterinnen sowie Personen aus Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft aus 126 Ländern zum Einfluss der Geber auf das Agenda-Setting und zu ihrer Nützlichkeit bei der Umsetzung von Reformpolitiken befragt. Das Ergebnis: Im Durchschnitt werden die internationale wie auch die deutsche Unterstützung durch die Entwicklungszusammenarbeit positiv wahrgenommen.
Um Wirkungen in Bereichen wie etwa der Förderung guter Regierungsführung, der Armutsbekämpfung, des Umweltschutzes oder der Geschlechtergerechtigkeit erreichen zu können, sollten Geberorganisationen die Perspektiven und Bewertungen der für Reformen relevanten lokalen Stakeholder ernst nehmen.
Solche Akteure aus Regierung, Privatwirtschaft und Zivilgesellschaft, die letztlich für die Entwicklung in ihrem Land zuständig sind, arbeiten immer wieder mit Entwicklungsorganisationen zusammen und können die Leistungen der Geber daher mit am besten einschätzen.
Auf Grundlage der gemachten Erfahrungen mit internationalen Gebern bewerten Akteure in Entwicklungs- und Schwellenländern die Entwicklungszusammenarbeit alles in allem als einflussreich und nützlich, was die Unterstützung von Reformen anbelangt.
DEval-Direktor Prof. Dr. Jörg Faust hierzu: „Der deutschen und internationalen Entwicklungszusammenarbeit wird nicht selten Bevormundung und Nichtberücksichtigung von Partnerinteressen vorgeworfen. Dass in der globalen Umfrage von AidData die Gebergemeinschaft insgesamt als einflussreich und nützlich eingeschätzt wird, ist vor diesem Hintergrund eine gute Nachricht für die Entwicklungszusammenarbeit. Gleichwohl weisen die Auswertungen auch auf Verbesserungspotenzial hin.“
Wie Partnerländer die deutsche Entwicklungszusammenarbeit bewerten
Deutschland – damit sind die Bewertungen für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), die KfW Entwicklungsbank und die deutschen Botschaften gemeint – wird aus Sicht seiner Partner ebenfalls als insgesamt „ziemlich einflussreich im Agenda-Setting“ und „ziemlich nützlich in der Politikimplementierung“ bewertet. Im direkten Vergleich mit einer relevanten Vergleichsgruppe ausgewählter bi- und multilateraler Geber liegt Deutschland im Durchschnitt. Eine erste AidData-DEval-Studie kam 2016 zu ähnlichen Ergebnissen.
Deutschland „unterdurchschnittlich“ bei der Förderung guter Regierungsführung
Im Bereich „Demokratie, Zivilgesellschaft und öffentliche Verwaltung“ schneidet die deutsche Entwicklungszusammenarbeit aus Sicht der Partner in Bezug auf ihren Einfluss wie auch ihre Nützlichkeit unterdurchschnittlich ab. Dies steht ebenso im Einklang mit dem Ergebnis der ersten AidData-DEval-Studie. Da die Förderung guter Regierungsführung jedoch ein zentrales Anliegen und wichtiger Förderbereich der deutschen Entwicklungszusammenarbeit ist, empfiehlt der Bericht dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), insbesondere diesen Bereich auf seine Effektivität zu überprüfen.
Datengrundlage
Die Studie basiert auf dem im Jahr 2017 von AidData durchgeführten „Listening to Leaders Survey“, in dem fast 3.500 Regierungsvertreter*innen sowie Personen aus der Privatwirtschaft und der Zivilgesellschaft zu den Unterstützungsleistungen verschiedener bi- und multilateraler Geber befragt wurden. Die Umfrageergebnisse wurden um Erkenntnisse aus vier Länderfallstudien (Albanien, Kambodscha, Kolumbien und Malawi) ergänzt. Anschließend wurden die Daten zu Deutschland mit den Daten einer Vergleichsgruppe aus multilateralen Gebern (EU, UNDP, UNICEF, Weltbank), großen bilateralen Gebern (Vereinigtes Königreich, Frankreich, Japan, USA und China) und kleineren Gebern (Dänemark, Niederlande, Norwegen, Schweden) verglichen.
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