Am Rande der südkoreanischen Hafenstadt Busan steht eine junge Frau am Strand und blickt auf das weite Meer. Ihre Hände umklammern eine kleine Glasflasche, die sie aus dem Sand gezogen hat. „Ich habe mich gefragt, woher sie kommt,“ sagt sie leise. Auf der Flasche prangt ein verblasstes Etikett in kyrillischer Schrift – vielleicht aus Russland, vielleicht aus einem anderen Land. Die Flasche könnte durch zahllose Strömungen getragen worden sein, bevor sie hier an Land gespült wurde. „Das ist nicht nur Müll“, fügt sie hinzu. „Es ist eine Erinnerung daran, dass wir alle verantwortlich sind.“
Während die Wellen an den Strand schlagen, tagten nur wenige Kilometer entfernt Vertreter und Vertreterinnen von über 170 Staaten, um die Grundlage für ein UN-Plastikabkommen zu schaffen. Doch nach einer Woche intensiver Verhandlungen verließen die Delegationen den Konferenzsaal ohne die Einigung, die viele erhofft hatten. Die Menschheit hat immer noch keinen Plan, wie sie die Plastikkrise in den Griff bekommen kann.
Die Konferenz in Busan: Ein Stillstand auf globaler Ebene
In den Sitzungssälen von Busan war die Atmosphäre angespannt. Nach jahrelanger Vorbereitung sollte diese fünfte Verhandlungsrunde den entscheidenden Durchbruch bringen. Stattdessen blieben die Gespräche in einer zentralen Frage stecken: Soll es eine Obergrenze für die Plastikproduktion geben? Eine Koalition aus mehr als 100 Staaten, darunter Mexiko, Panama, Ruanda und die Europäische Union, drängt auf verbindliche Produktionslimits. Doch Ölstaaten wie Saudi-Arabien und Russland blockierten diese Forderung und lenkten die Debatte auf die Verbesserung der Abfallwirtschaft.
„Während der gesamten Verhandlungen haben wir den anhaltenden Widerstand einer lautstarken Minderheit erlebt, die eindeutig in böser Absicht verhandeln und kein sinnvolles Abkommen anstreben“, kritisierte der WWF in einer Stellungnahme.
Greenpeace hingegen begrüßte zumindest, dass die Verhandlungen fortgesetzt werden sollen. „Ein wirksames Abkommen muss verbindliche globale Ziele und Maßnahmen zur Senkung der Plastikproduktion enthalten“, erklärte Greenpeace-Experte Moritz Jäger-Roschko. Die Gespräche wurden nicht ergebnislos beendet, sondern mündeten in einen Textentwurf, der als Grundlage für die nächste Verhandlungsrunde 2025 dienen soll.
„Zögern bedeutet Tod, Handeln bedeutet Überleben“
In einer emotionalen Abschlussrede appellierte Juan Carlos Monterrey Gómez aus der Delegation Panamas an die anwesenden Vertreter:innen. „Alles, was wir lieben, steht auf dem Spiel“, rief er unter Applaus. Plastik sei für sein Land eine „Massenvernichtungswaffe“, die nicht nur die Umwelt zerstöre, sondern auch die Gesundheit und Lebensgrundlagen bedrohe. Seine Worte spiegelten die Dringlichkeit wider, die viele der Teilnehmenden empfinden, während die Plastikproduktion weltweit weiter zunimmt.
Jährlich entstehen global rund 400 Millionen Tonnen Plastikmüll, davon allein knapp sechs Millionen Tonnen in Deutschland. Ein Großteil davon landet nicht in Recyclinganlagen, sondern in der Natur: in Flüssen, Wäldern und Ozeanen. Die Folgen sind verheerend – für das Leben im Wasser, für den Boden und letztlich auch für uns Menschen.
Ein fragiler Hoffnungsschimmer
Trotz der verpassten Einigung blieb ein Hauch von Hoffnung in Busan zurück. Die historische Chance auf ein umfassendes Plastikabkommen besteht weiterhin. Doch der Weg dorthin ist voller Hindernisse, geprägt von wirtschaftlichen Interessen, geopolitischen Spannungen und einer Flut von Plastik, die uns alle betrifft. Die junge Frau am Strand von Busan hat Recht: Jede Flasche, jeder Plastikfetzen erzählt eine Geschichte, die uns zur Verantwortung ruft.
Während die Vertreter und Vertreterinnen der UN-Staaten den Verhandlungstisch verlassen haben, bleibt eine Frage offen: Wie lange können wir noch zögern, bevor die Wellen des Plastikmülls uns endgültig verschlingen?
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