Die kleine Farm der Familie Omondi im ländlichen Kenia liegt still unter der Mittagssonne. Mary Omondi, Mutter von drei Kindern, betrachtet die wenigen verbliebenen Pflanzen, die trotz anhaltender Dürren überlebt haben. Ihre Familie kämpft – wie viele andere – gegen die immer extremeren Wetterbedingungen, die ihre Ernten gefährden und ihr Einkommen schmälern. Mary weiß: Ohne Unterstützung wird es schwer, den Kindern eine Zukunft zu ermöglichen. Doch während sie nach Lösungen sucht, werden auf der Klimakonferenz COP29 in Baku hitzige Verhandlungen geführt – über ein Versprechen, das für Familien wie die Omondis lebenswichtig ist.
1 Billion Dollar jährlich bis 2030 – ein Wettlauf gegen die Zeit
Eine neue Studie führender Ökonomen zeigt, dass ärmere Länder dringend 1 Billion Dollar pro Jahr an Klimafinanzierung benötigen, und zwar bereits bis 2030 – fünf Jahre früher, als es wohlhabende Länder derzeit bereit sind, zuzustimmen. Die Gelder sollen helfen, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren und die Folgen extremer Wetterereignisse abzumildern. Doch Verzögerungen könnten katastrophale Folgen haben, warnt die unabhängige High-Level Expert Group on Climate Finance. Der britische Guardian berichtete diese Woche darüber.
„Je länger wir warten, desto teurer wird es“, sagt Lord Nicholas Stern, Mitautor des Berichts. „Es ist möglich, dieses Ziel zu erreichen, aber es erfordert echten Einsatz und schnelles Handeln.“
Privates Kapital reicht nicht aus
Der Bericht schlägt vor, etwa die Hälfte der benötigten Mittel durch private Investitionen zu generieren, während der Rest durch multilaterale Entwicklungsbanken, direkte Zuschüsse wohlhabender Länder und innovative Steuern, etwa auf Flug- oder Schiffsverkehr, aufgebracht werden könnte. Doch die Finanzierung durch den privaten Sektor hat ihre Grenzen.
Mohamed Adow, Direktor des Thinktanks Power Shift Africa, mahnt: „Während privates Kapital beim Ausbau erneuerbarer Energien helfen kann, versagt es, wenn es darum geht, die Anpassungsbedürfnisse der verletzlichsten Gemeinschaften zu erfüllen. Wir brauchen öffentliche Zuschüsse, um die Lücken zu schließen, die profitorientierte Investoren nicht angehen können.“
Klimafinanzierung als Knackpunkt in Baku
Die Klimafinanzierung bleibt das zentrale Streitthema der COP29. Laut dem Pariser Klimaabkommen von 2015 sind wohlhabende Länder verpflichtet, ärmeren Nationen bei der Bewältigung der Klimakrise zu helfen. Doch wie viel Geld bereitgestellt werden soll und aus welchen Quellen es stammt, darüber sind die Länder tief gespalten. Einige wohlhabende Staaten fordern, dass auch große Schwellenländer wie China einen Beitrag leisten, während Entwicklungsländer auf direkte Hilfe aus den Industrienationen pochen.
Harjeet Singh, Klimaaktivist und Vertreter der Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty Initiative, kritisiert: „Die Kosten des Nichtstuns werden exponentiell höher sein. Doch anstatt das Nötige zu tun, verstecken sich die Führer wohlhabender Länder hinter Ausreden.“
Ein Hoffnungsschimmer, aber nicht genug
Während die Verhandlungen in Baku stocken, kündigten die Weltbank und andere multilaterale Entwicklungsbanken an, ihre Klimafinanzierung bis 2030 auf 120 Milliarden Dollar jährlich zu verdoppeln. Doch diese Summe ist laut Kritikern weit von den notwendigen Beträgen entfernt. Ein hochrangiger Vertreter einer öffentlichen Finanzinstitution sagte: „Sie könnten mehr tun.“
Eine globale Verantwortung
Für Familien wie die Omondis in Kenia steht viel auf dem Spiel. Die Klimafinanzierung könnte nicht nur helfen, extreme Dürren und Überschwemmungen abzufedern, sondern auch langfristige Lösungen wie nachhaltige Landwirtschaft und Bildungschancen ermöglichen. Doch ohne klare Zusagen bleibt die Hoffnung auf Veränderung ein ferner Traum.
Die Zeit drängt. Wenn sich die Staats- und Regierungschefs in Baku nicht auf einen robusten Plan einigen, könnten die Folgen für Millionen von Menschen weltweit verheerend sein – und Mary Omondi und ihre Kinder könnten zu den vielen Verlierern gehören.
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[…] A new study by leading economists shows that poorer countries urgently need 1 trillion dollars a year in climate finance by 2030 – five years earlier than wealthy countries are currently willing to agree to. The money is intended to help reduce greenhouse gas emissions and mitigate the consequences of extreme weather events. But delays could have catastrophic consequences, warns the independent High-Level Expert Group on Climate Finance. fair-economics.com […]