Laut einem Bericht des britischen Guardian hat sich die Serie Familier som vores (Familien wie unsere) zu einem nationalen Gesprächsthema entwickelt. Während sie von einigen als gesellschaftlich relevant betrachtet wird, äußerten sich Wissenschaftler skeptisch über die Wahrscheinlichkeit der dargestellten Ereignisse.
Das Drama, das von Thomas Vinterberg inszeniert wurde, zeigt ein überflutetes Dänemark, das geschlossen und evakuiert wird, und wurde bereits knapp eine Million Mal aufgerufen. Laut dem Bericht habe die Premiere der Serie bei den Internationalen Filmfestspielen in Venedig emotionale Reaktionen hervorgerufen, darunter Tränen, Zurufe und stehende Ovationen. Kritiker hätten die Serie als „düster-prophetisch“ bezeichnet.
Vinterberg, Mitbegründer der Dogma-95-Filmbewegung und Regisseur des Oscar-prämierten Films Der Rausch, habe in seiner Regieaussage betont, dass das Drama als ein Gedankenexperiment im Genre der Climate Fiction (Cli-Fi) konzipiert sei. Er habe beschrieben, wie eine zivilisierte und wohlhabende Gesellschaft gezwungen werde, ihr Land, ihre Freunde und ihr gewohntes Leben zu verlassen.
Wissenschaftliche Kontroversen
Der Bericht zitiert Klimawissenschaftler, die unterschiedliche Ansichten zur Serie vertreten. Während einige die Serie dafür loben, die Klimakrise greifbar zu machen, indem auch privilegierte Dänen als Klimaflüchtlinge dargestellt würden, sähen andere darin ein unrealistisches Szenario.
Kirsten Halsnæs, Professorin für Klima und Ökonomie an der Technischen Universität Dänemark (DTU) und seit 1993 Mitglied des Weltklimarats (IPCC), habe darauf hingewiesen, dass ein solches Ereignis physikalisch unmöglich sei. Sie habe erklärt, dass der Meeresspiegel derart stark steigen müsste, dass dies frühestens in drei bis vier Jahrhunderten realistisch sei. Ihrer Einschätzung nach sei das Drama weniger eine Geschichte über den Klimawandel als vielmehr ein hypothetisches Szenario über die mögliche Flucht dänischer Bürger.
Realistische Bedrohung oder Dramatisierung?
Greenpeace-Aktivistin Lauren Bowey habe dem entgegnet, dass die Bedrohung sehr wohl real sei, auch wenn die Ereignisse in der Serie dramatisiert dargestellt würden. Sie habe betont, dass Dänemark aufgrund seiner über 8.500 Kilometer langen Küstenlinie, seines Grundwassers und der zunehmenden Regenfälle stark durch Wasser gefährdet sei.
Bowey habe auf ein Sturmhochwasser im Oktober 2023 verwiesen, das mehr als 3.300 Schadensmeldungen verursacht und Entschädigungen in Höhe von über einer Milliarde Kronen (rund 111 Millionen Pfund) nach sich gezogen habe. Das Dänische Meteorologische Institut habe geschätzt, dass derartige Wetterphänomene, die bislang nur alle 100 Jahre aufträten, bis zum Ende des Jahrhunderts alle drei Jahre auftreten und jährliche Schäden in Höhe von 43 Milliarden Kronen (etwa 4,77 Milliarden Pfund) verursachen könnten.
Bowey habe hinzugefügt, dass die Serie zwar Fiktion sei, aber als Mahnung verstanden werden könne, rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um die schlimmsten Folgen der Klimakrise zu verhindern.
Gesellschaftlicher Diskurs
Jakob Dreyer, Experte für Klima und Sicherheit an der Universität Kopenhagen, sei von den ersten Episoden der siebenteiligen Serie beeindruckt gewesen. Auch wenn er eine komplette Evakuierung des gesamten Landes für unwahrscheinlich halte, sei das Szenario nicht völlig abwegig. Er habe erklärt, dass Sturmfluten durchaus dazu führen könnten, dass Teile des Landes unbewohnbar werden.
Seinen Studien zufolge seien Dänen bereitwilliger, ukrainische Flüchtlinge aufzunehmen als Klimaflüchtlinge. In diesem Kontext habe Dreyer betont, dass die Darstellung von dänischen Mittelklassebürgern als Flüchtlinge eine effektive Möglichkeit sei, Empathie zu fördern. Allerdings rücke dies nicht die besonders verletzlichen Bevölkerungsgruppen in den Fokus, die in der Realität am stärksten betroffen wären.
Identifikation durch Fiktion
Charlotte Slente, Generalsekretärin des Dänischen Flüchtlingsrats, habe hervorgehoben, dass die Serie Zuschauern ohne Fluchterfahrung helfe, sich besser in die schwierigen Entscheidungen und Herausforderungen von Geflüchteten hineinzuversetzen. Sie habe darauf hingewiesen, dass die Serie das Chaos und die Ungewissheit solcher Situationen realistisch abbilde und zeige, wie sehr Menschen auf die Gnade anderer angewiesen seien.
Mette Nelund, Leiterin der Dramasparte von TV2 Dänemark, habe erklärt, dass die Serie nicht nur zu den meistgesehenen Dramen gehöre, sondern auch wichtige gesellschaftliche Diskussionen angestoßen habe – sowohl im öffentlichen Raum als auch im privaten Umfeld.
Nelund zufolge sei der Sender stolz darauf, dass das Publikum die Serie und die damit verbundenen Reflexionen positiv aufgenommen habe.
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