Es war ein gewöhnlicher, hektischer Morgen auf dem Ernst-Reuter-Platz in Berlin. Autos reihten sich Stoßstange an Stoßstange, die Luft war erfüllt von Abgasen und Hupen drangen durch das alltägliche Chaos. Doch das Bild, das sich heute bietet, könnte in nicht allzu ferner Zukunft eine völlige Wandlung erfahren.
Stellen Sie sich vor, Sie würden denselben Platz betreten und anstelle des Lärms und der Emissionen finden Sie Ruhe und frische Luft vor. Kinder spielen unbeschwert, während Studierende und Anwohner*innen entspannt auf Bänken sitzen, umgeben von Grünflächen und breiten Rad- und Fußwegen. Leise surrende, autonome Elektrofahrzeuge gleiten vorbei – eine Vision, die dank der Initiative „Pure Mobility“ der Technischen Universität Berlin Wirklichkeit werden könnte.
Dieser radikale Wandel ist das Kernziel eines interdisziplinären Teams der TU Berlin, das nicht nur auf technologische Innovationen setzt, sondern diese aus einer gemeinschaftlich entwickelten Vision für eine gerechte Mobilität schöpft. Im Rahmen des Projekts „Pure Mobility – A Human-Centered Turn to Responsible Urban Mobility by Transformative Vision Design“, unterstützt durch die Berlin University Alliance (BUA), arbeiten Forscherinnen und gesellschaftliche Akteurinnen Hand in Hand, um den Stadtverkehr nachhaltig zu transformieren.
„Unser Ansatz ist es, den Verkehr in den Städten grundlegend zu verändern und den Individualverkehr durch kleine, autonome Elektrofahrzeuge zu ersetzen, die weniger Platz benötigen und ständig in Bewegung sind“, erklärt Dr.-Ing. Steffen Müller, Professor für Kraftfahrzeugtechnik an der TU Berlin. „Diese Fahrzeuge sind über eine App buchbar und ergänzen den öffentlichen Nahverkehr ideal“, fügt er hinzu.
Dabei geht es nicht nur um technische Lösungen. Das Projekt stellt die Bedürfnisse und Sicherheit der Menschen in den Vordergrund. Prof. Dr. Sabine Ammon, Technikphilosophin an der TU Berlin, unterstreicht die Bedeutung der Einbindung der Zivilgesellschaft: „Gemeinsam mit Organisationen wie dem ADFC, Changing Cities e. V. und Paper Planes e. V. führen wir Zukunftswerkstätten durch, um zu erforschen, was gute und gerechte Mobilität in Zeiten des Klimawandels bedeutet.“
Die Studien und Konzepte, die aus diesen kollaborativen Anstrengungen hervorgehen, zielen darauf ab, den Ernst-Reuter-Platz und andere städtische Räume zu Orten zu machen, an denen Mobilität nicht nur effizient, sondern auch sozial gerecht und umweltfreundlich ist. Während Prof. Dr. Christine Ahrend, TU-Verkehrsplanerin, den Aspekt der Zukunftsforschung betont, untersucht Prof. Dr. Gunter Schumann von der Charité die psychologischen Auswirkungen der Verkehrs- und Stadtgestaltung.
Die Vision einer gerechten Mobilität, die das Team der TU Berlin vorantreibt, ist mehr als nur eine Antwort auf den Klimawandel; es ist ein Versprechen für eine lebenswertere Stadt. Durch die Reduzierung des Individualverkehrs und die Schaffung von Räumen, die Menschen und Umwelt in den Mittelpunkt stellen, könnte der Ernst-Reuter-Platz bald ein Vorbild für Städte weltweit werden.
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