Chinas Automobilhersteller verstärken ihre Exporte von Hybridfahrzeugen nach Europa und planen weitere Modelle für diesen wichtigen Markt. Damit umgehen sie die neuen Zölle der Europäischen Union (EU) auf Elektrofahrzeuge (EVs) und nutzen eine Lücke im Tarifsystem, wie Reuters berichtet.

Die neuen EU-Zölle von bis zu 45,3 Prozent auf Elektroauto-Importe aus China, die seit Oktober 2024 gelten, sollen laut der Europäischen Kommission die heimische Automobilindustrie vor subventionierten, günstigen chinesischen Importen schützen. Diese Regelung gilt jedoch nicht für Hybridfahrzeuge, was führenden chinesischen Herstellern wie BYD die Expansion in Europa erleichtert.

Hybridfahrzeuge, die sowohl mit Benzin als auch Strom betrieben werden, gewinnen in Europa an Beliebtheit. Sie gelten als kostengünstige Alternative zu rein elektrisch betriebenen Autos. Daten der China Passenger Car Association zeigen, dass die Exporte von Hybriden nach Europa zwischen Juli und Oktober 2024 mehr als verdreifacht wurden und 65.800 Fahrzeuge erreichten. Der Anteil der Hybrid-Exporte an den gesamten Fahrzeugverkäufen Chinas in Europa stieg im dritten Quartal auf 18 Prozent, verglichen mit neun Prozent im ersten Quartal.

Hybridmodelle auf dem Vormarsch

Analysten wie Murtuza Ali von Counterpoint Research erwarten, dass Chinas Hybridexporte nach Europa im kommenden Jahr noch schneller wachsen werden. BYD beispielsweise konkurriert mit europäischen und japanischen Marken wie Volkswagen und Toyota und bringt erschwinglichere Hybridmodelle wie den Seal U DM-i auf den Markt. Dieses Modell kostet ab 35.900 Euro und ist damit günstiger als vergleichbare Modelle von VW und Toyota.

Geely, der zweitgrößte Automobilhersteller Chinas, hat kürzlich ein neues Plug-in-Hybrid-Modell unter der Marke Lynk & Co speziell für Europa eingeführt. Auch andere chinesische Unternehmen wie SAIC planen hybride Antriebsvarianten, um auf dem europäischen Markt Fuß zu fassen. Gleichzeitig verlagern einige Hersteller ihre Produktion nach Europa, um die Zölle auf lokal hergestellte Fahrzeuge zu umgehen. BYD erwägt beispielsweise eine Fertigung von Elektro- und Hybridfahrzeugen in seinem ungarischen Werk.

Spannungen und Risiken

Obwohl Hybridfahrzeuge eine Schlüsselrolle in der Exportstrategie chinesischer Hersteller spielen, bleiben Spannungen zwischen Europa und China bestehen. Die EU untersucht weiterhin die Subventionierung chinesischer Elektroautos, und Experten warnen, dass ein aggressiver Preiskampf auf dem Hybridmarkt neue Zölle auslösen könnte. So wäre ein günstiges Modell wie der Qin Plus von BYD mit einem Preis von 20.000 Euro ein potenzieller Auslöser für erneute Handelskonflikte.

Während chinesische Hersteller ihre Überkapazitäten durch Exporte nach Europa abbauen, versuchen auch japanische Automobilhersteller wie Honda, vom Hybrid-Boom in Europa zu profitieren. Angesichts steigender Inflation und wachsender Nachfrage nach kosteneffizienten Fahrzeugen bleibt Europa ein zentraler Markt für globale Hersteller, die den Übergang zur Elektromobilität vorantreiben. Die Dynamik auf dem Hybridmarkt dürfte in den kommenden Jahren weiter zunehmen.