Hat Chile über seine selbst aufgestellten Ziele hinsichtlich der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen informiert und wenn ja, wie sieht man diese Ziele?
Die Intended Nationally Determined Contributions (INDCs), also die ‚angestrebten nationalen Beiträge‘ Chiles, wurden von Präsidentin Bachelet im Zuge ihrer Rede während der Generalversammlung der Vereinten Nationen im vergangenen September vorgestellt. Die Erarbeitung der INDCs nahm mehr als ein Jahr in Anspruch. Als Resultat wurden fünf Pfeiler aufgestellt: Klimaschutz, Anpassung, Aufstellung und Stärkung von Kapazitäten, Entwicklung und Transfer von Technologie, Finanzierung.
In der Komponente Klimaschutz will Chile die Auswirkungen des Treibhauseffektes durch eine Reduzierung von 30 % der Kohlenstoffintensität in Relation zu seinem BIP erzielen. Auch wurde ein Ziel hinsichtlich der Wiederaufforstung heimischer Bäume gesetzt.
Bezüglich der Anpassung fördert Chile das Konzept der geplanten Anpassung und versucht, die Anpassung und Resilienz der Bevölkerung bezüglich des Klimawandels zu erleichtern, der Chile bereits trifft.
Hinsichtlich des Pfeilers Aufstellung und Stärkung von Kapazitäten erarbeitet Chile gerade die thematische Einarbeitung des Klimawandels in die Studienordnungen von Schülern und Lehrern. Zudem sollen Plattformen für die Verwaltung und Erheben von themenrelevanten Informationen geschaffen werden.
Der vierte Pfeiler: Entwicklung und Transfer von Technologie. Für Chile bedeutet die Begegnung der Herausforderung des Klimawandels die Förderung von Einsatz und Entwicklung von CO2-emissionsarmen Technologien.
Bezüglich der Finanzierung versucht Chile effektiv zur Lösung des Problems im Kontext eines Abkommens für die Zeit nach 2020 beizutragen.
Wo sieht Chile die größten Schwierigkeiten zur Erreichung eines Abkommens zum Klimawandel?
Wir denken, dass es drei Bereiche gibt, in denen es die Verhandelnden allgemein gesprochen noch nicht geschafft haben, einen Konsens zu finden. Es handelt sich um Differenzierung, Finanzen sowie Verluste und Schäden.
Im Bereich Differenzierung haben einige Länder signalisiert, dass das Konzept CBDR-RC nicht nur auf Industrienationen, sondern auch auf Entwicklungsländer angewandt werden sollte. Andererseits denken einige, dass die Industrienationen historisch gesehen die großen Emittenten sind, und betonen dabei, dass eben diese Länder die Hauptverursacher des Problems sind und daher auch in der Pflicht stehen es zu lösen.
Daher und auch im Bereich der Finanzen haben einige Länder es unterstützt, dass neue Akteure beim Thema Klimawandel mitarbeiten, wodurch die Anzahl der Länder erhöht wird, die finanzielle Verantwortung haben.
Seitens chilenischer Sichtweise, in welchen Bereichen sollten mehr Bemühungen unternommen werden?
Für Chile liegen die größten Herausforderungen in dieser Hinsicht in der Beziehung zwischen den Institutionen, die diese Initiativen artikulieren, sowohl in Bezug auf die regionalen Regierungen als auch auf die nationale Regierung. Ziel ist hier die effiziente Förderung und Koordinierung der Agenda über Anpassung sowie ihre Finanzierung.
Die Finanzierung ist auch ein wichtiges Thema. Wenngleich wir daran arbeiten, die Regularien und Bedingungen für Projekte zu verbessern, benötigen wir als Entwicklungsland internationale Finanzierung, um die notwendigen Initiativen zur Anpassung an den Klimawandel in unserem Land zu unterstützen.
Gibt es in Ihrem Land ein Pilotprojekt zum Klimaschutz, das in der Zeitschrift vorgestellt werden könnte.
Chile hat sich dem Kampf gegen den Klimawandel über Marktinstrumente verpflichtet. Über die jüngste Steuerreform hat Chile eine Steuer von 5 US$ auf Emissionen ortsfester Quellen festgelegt, die mehr als 50 MWt produzieren. Dies bedeutet praktisch gesehen, dass 94 % dieser Steuern von Wärmekraftwerken gezahlt werden.
Diese Steuer berücksichtigt nicht nur CO2-Emissionen, sondern auch kurzlebige Schadstoffen wie Stickstoffoxide(NOx) und Schwefeloxide (SOx), die eine entscheidende Auswirkung auf die öffentliche Gesundheit haben. Für kurzlebige Schadstoffe wird die Berechnung über eine Formel durchgeführt, die die Emissionen mit den Indikatoren der öffentlichen Gesundheit vor Ort ins Verhältnis setzt. Als Ergebnis daraus wirken sich NOx, SOx und andere kurzlebige Schadstoffe je nach geografischer Lage des Emissionsortes unterschiedlich aus. So werden direkt die sozialen Kosten der Emissionen erkannt.
Mit der Steuerreform kommt seit Dezember 2014 eine Abgabe auf neue Fahrzeuge zur Anwendung, die NOx ausstoßen. Es handelt sich um eine progressiv erhobene Steuer, die mehrheitlich von der sozialen Schicht mit den höchsten Einkommen gezahlt werden wird.
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