Die Hochwasserkatastrophe hat die Aufmerksamkeit in besonderem Maße auf das Thema Klimawandel gelenkt. Lag vor zwei Wochen das Thema Corona noch mit 50 Prozent deutlich vor dem Themenbereich Klima und Umwelt (34 Prozent), so werden die beiden Themenbereiche mit 45 Prozent beziehungsweise 44 Prozent aktuell für gleichermaßen wichtig erachtet.
Dazu kommen noch einmal 12 Prozent, die das Hochwasser und den Katastrophenschutz explizit nennen.
Wer kann Kanzler/in?
Die beiden letzten Wochen haben zu einem regelrechten Absturz für Armin Laschet geführt: Jetzt halten ihn nur noch 35 Prozent (minus 12) als Kanzler geeignet (nicht geeignet: 59 Prozent). Noch seltener (25 Prozent; plus 1) wird Annalena Baerbock als geeignet angesehen (nicht geeignet: 68 Prozent). Mehrheitlich wird dieses Amt lediglich Olaf Scholz (54 Prozent; plus 3) zugetraut (nicht geeignet: 40 Prozent). Der Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden ist jeweils „weiß nicht“.
Am liebsten als Kanzler/in
Entsprechend hat Laschet seinen Vorsprung vor Scholz bei der K-Frage eingebüßt und liegt jetzt hinter Scholz: Am liebsten wäre 34 Prozent (plus 6) Olaf Scholz als Kanzler, gefolgt von 29 Prozent (minus 8), die sich für Armin Laschet aussprechen. 20 Prozent (plus 2) sind für Annalena Baerbock.
Projektion: Die Union verliert
Deutliche Veränderungen werden auch bei der Projektion sichtbar: Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme die CDU/CSU nur noch auf 28 Prozent (minus 2), die SPD könnte mit 16 Prozent (plus 1) rechnen, die AfD mit 11 Prozent (plus 1), die FDP mit 10 Prozent (unverändert), die Linke mit 7 Prozent (unverändert) und die Grünen mit 21 Prozent (plus 1). Die Freien Wähler kämen auf 3 Prozent und die anderen Parteien zusammen auf 4 Prozent.
Damit hätte sowohl eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen als auch sehr knapp eine Koalition aus Grünen, SPD und FDP eine Mehrheit. Nicht reichen würde es für Grün-Rot-Rot und auch nicht für die Fortführung einer Regierung aus CDU/CSU und SPD.
Top Ten: Laschet und Baerbock im Negativbereich
Bei der Beurteilung nach Sympathie und Leistung („Was halten Sie von?“) liegt Angela Merkel weiterhin auf Platz eins mit einem Durchschnittswert von 2,6 (Juli I: 2,5) auf der Skala von +5 bis -5. Es folgen mit deutlichem Abstand Markus Söder mit 1,4 (Juli I: 1,4), Olaf Scholz mit 1,2 (Juli I: 1,0) und Robert Habeck mit 1,1 (Juli I: 0,8). Heiko Maas mit 0,9 und Horst Seehofer mit 0,4 sind wieder in den Top Ten vertreten. Auf Platz sieben liegt Christian Lindner mit 0,2 (Juli I: 0,2), danach kommt Jens Spahn ebenfalls mit 0,2 (Juli I: 0,2). Erstmals im Negativ-Bereich und mit massiven Ansehensverlusten liegt Armin Laschet mit minus 0,2 (Juli I: 0,5). Schlusslicht bleibt Annalena Baerbock mit minus 0,5 (Juli I: minus 0,5).
Aktuelle Corona-Maßnahmen
Nachdem in den letzten Wochen immer weniger Menschen ihre Gesundheit durch Corona gefährdet gesehen haben, ist dieser Anteil inzwischen auf 44 Prozent (plus 6) gestiegen, 54 Prozent sehen aktuell keine Gesundheitsgefahr für sich. Die geltenden Corona-Maßnahmen fallen für 52 Prozent (minus 11) gerade richtig aus, 29 Prozent (plus 13) fordern, dass die Maßnahmen härter ausfallen sollen und nur 16 Prozent (minus 3) finden die Vorgaben übertrieben.
Impfpflicht und Einschränkungen für Geimpfte und Genesene
Dass es für vollständig Geimpfte und Genesene in Zukunft weniger Einschränkungen geben soll als für Ungeimpfte, finden 60 Prozent aller Befragten richtig, 37 Prozent lehnen das ab. Deutlich abgelehnt (64 Prozent) wird allerdings auch eine allgemeine Impfpflicht, die lediglich bei 33 Prozent Unterstützung findet.
Hochwasserkatastrophe und der Klimawandel
63 Prozent meinen, dass das Hochwasser hauptsächlich eine Folge des Klimawandels ist, 34 Prozent glauben das nicht. Dass der Klimawandel auch bei uns in Deutschland ein großes oder sehr großes Problem ist, sagen 86 Prozent aller Befragten, 13 Prozent sehen das nicht so. In dieser Frage unterscheiden sich die Anhänger der verschiedenen Parteien nur unwesentlich. Lediglich die AfD-Anhänger halten den Klimawandel mehrheitlich für kein so großes Problem.
Ganz allgemein ist die Auffassung sehr weit verbreitet, dass bei uns zu wenig für den Klimaschutz getan wird: Im Einzelnen sagen 68 Prozent, die Politik tue da zu wenig (gerade richtig: 22 Prozent; zu viel: 6 Prozent), aber auch den Unternehmen (zu wenig: 73 Prozent; gerade richtig: 19 Prozent; zu viel: 2 Prozent) und den Bürgern selbst (zu wenig: 72 Prozent; gerade richtig: 23 Prozent; zu viel: 2 Prozent) wird vorgehalten, zu wenig zu tun.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 27. bis zum 29. Juli 2021 bei 1.268 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei wurden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 29 Prozent, SPD: 19 Prozent, AfD: 7 Prozent, FDP: 10 Prozent, Linke: 5 Prozent, Grüne: 25 Prozent, FW 3 Prozent.
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