Die böse Douglasie, die viele andere Baumarten verdrängt – das ist ein gängiges Vorurteil, dem Forstwissenschaftler der Universität Göttingen auf den Grund gegangen sind.
Immer wieder wird die Frage aufgeworfen, ob eingeführte Baumarten, wie die Douglasie in heimischen Wäldern angebaut werden soll.
Die heutige Forstwirtschaft will Wälder so behandeln, dass deren Produktivität, Vitalität und biologische Vielfalt erhalten bleiben. Dabei greift es bei den vielgestaltigen Anforderungen an den Wald zu kurz, einseitig nur die Rohholzerzeugung oder nur den Naturschutz zu betrachten.
Holznot im 18. Jahrhundert
Der Anbau eingeführter Baumarten begann in Deutschland bereits Mitte des 18. Jahrhunderts unter dem Eindruck allgemeiner Holznot. Ziel war, die Leistungsfähigkeit übernutzter Wälder wieder zu erhöhen. Für den heutigen Waldbau erfordert die Einbindung eingeführter Baumarten Kompromisse, die sich auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Regel aber auch finden lassen. Dabei geht es vor allem um das invasive Potenzial gebietsfremder Arten, also das Risiko, dass sich eine konkurrenzstarke Art unkontrolliert ausbreitet und heimische Arten zurückdrängt.
Mit dieser Frage befasst sich das neu erschienene Buch „Potenziale und Risiken eingeführter Baumarten“, das Forstwissenschaftler der Universität Göttingen, der Nordwestdeutschen Versuchsanstalt und des Thünen-Instituts für Waldökosysteme herausgegeben haben. 28 Autoren verschiedener Einrichtungen beurteilen darin 15 eingeführte Baumarten für die Forstwirtschaft und den Naturschutz. Die Bewertungen basieren auf der Auswertung wissenschaftlicher Literatur und langjährigen Forschungsarbeiten auf Versuchs- und Anbauflächen.
Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass der Anbau nicht-invasiver eingeführter Baumarten wie Douglasie, Küstentanne und Roteiche vom Naturschutz in gewissen Grenzen ebenso akzeptiert wird, wie seitens der Forstwirtschaft naturschutzfachliche Interessen berücksichtigt werden. So sollte auf eine räumliche Ordnung beim Anbau nicht-invasiver Arten und auf das Zurückdrängen invasiver Arten wie Spätblühende Traubenkirsche, Götterbaum, Rotesche und Eschenahorn geachtet werden. Die Ausarbeitung der Autoren soll die zwischen Naturschutz und Forstwirtschaft aufgekommene Diskussion um den Umgang mit eingeführten Baumarten versachlichen.
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