„Im Tourismus herrscht eine unglaubliche Dynamik“, begrüßte Norbert Barthle, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), das Publikum zum dritten Nachhaltigkeitstag auf dem ITB Berlin Kongress.
Diese Dynamik müsse und könne genutzt werden, um mit dem Tourismus das Leben der Menschen in den Destinationen sichtbar zu verbessern.  Der Tourismus sei als wichtigster Devisenbringer weit mehr als Reisen. Für einen verantwortungsvollen Umgang mit Zahlen wie 1,4 Milliarden internationale touristische Ankünften in 2018 müssen aber Chancen genutzt und Risiken minimiert werden. Das sind etwa sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Und für 2019 wird erwartet, dass der globale Tourismus erneut um drei bis vier Prozent zunimmt.
„Die ITB Berlin ist der perfekte Ort, um Ideen für nachhaltigen Tourismus auszutauschen und Visionen zu entwickeln“, so Barthle. Nicht-nachhaltiger Tourismus ist ein Ressourcenfresser, der viele Staaten und Städte an ihre Grenzen bringt. Ein Umdenken sei nötig, wolle man der prognostizierten jährlichen Steigerungsrate von 4,8 Prozent im zivilen Passagieraufkommen Rechnung tragen. Die sozialen Aspekte der Tourismusentwicklung in den Destinationen müsse mehr Augenmerk geschenkt werden: Oft herrschten prekäre Arbeitsbedingungen der Menschen vor Ort und eine unkontrollierte Entwicklung im Tourismus könne die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort signifikant verschlechtern.

Gemeinsam sind wir stark
Auch die handfesten Auswirkungen des Tourismus würden häufig nicht genug beachtet. „Der Mount Everest ist heute die höchste Müllkippe der Welt“, unterstrich Barthle. Der Bergsteiger ist weg und die Menschen vor Ort bleiben auf dem Müllberg sitzen. Die kambodschanische Welterbestätte Angkot Wat weise Risse in den Steinen auf, da einfach zu viele Menschen auf ihnen herumklettern. Barthle: „So entzieht sich der Tourismus selbst die Existenzgrundlage.“
Aktuell betreue das BMZ rund 90 Projekte mit touristischen Komponenten, erklärte Barthle. Wichtig dabei sei zum einen, dass der wirtschaftliche Nutzen und die Wertschöpfung vor Ort stattfinden müsse und dass zum anderen die Natur als Lebensgrundlage der einheimischen Bevölkerung angesehen werde. „Reisende fühlen sich nur dann wohl, wenn es der Bevölkerung vor Ort gut geht.“ Darüber hinaus müsse für eine gute Infrastruktur gesorgt werden, die Gästen wie Einheimischen helfen könne und letztendlich muss der viel diskutierte Klimaschutz auch im Tourismus mehr Beachtung finden. „Wir benötigen die Expertise der gesamten Tourismuswirtschaft, um Effekte vor Ort ankommen lassen zu können“, rief Barthle zum Branchendialog auf. „So können wir trotz großer Unterschiede gemeinsame Lösungen für nachhaltige Tourismusentwicklungen finden.“
Antje Hennecke-Lückingsmeier