Das Jahr 2023 war für den afrikanischen Kontinent eines der wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen – und das Ausmaß der klimatischen Herausforderungen wächst. Extreme Hitzewellen, verheerende Dürren und katastrophale Überschwemmungen haben viele Länder des Kontinents erschüttert. Ein neuer Bericht der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) zeigt, wie dramatisch die Auswirkungen des Klimawandels in Afrika zunehmen und welche dringenden Maßnahmen erforderlich sind.

Rekordhitze und steigender Meeresspiegel

2023 war für viele afrikanische Länder ein Jahr der Hitzerekorde. Die Durchschnittstemperatur lag um 0,61 Grad Celsius über dem Mittelwert von 1991 bis 2020. Marokko, Algerien und Tunesien gehörten zu den am stärksten betroffenen Ländern, in denen das Thermometer auf über 50 Grad Celsius stieg. Solche Hitzewellen sind längst keine Ausnahmen mehr, sondern entwickeln sich zunehmend zu einem festen Bestandteil des afrikanischen Klimas.

Doch die steigenden Temperaturen sind nicht das einzige Problem: Auch der Meeresspiegel entlang der afrikanischen Küsten steigt weiter an – im Roten Meer sogar um mehr als 4 Millimeter pro Jahr. Dies bedroht insbesondere küstennahe Siedlungen und landwirtschaftliche Flächen, die durch Überschwemmungen unbewohnbar und unbrauchbar werden könnten.

Extreme Wetterereignisse: Dürren und Überschwemmungen

Während der Kontinent vielerorts unter Rekordhitze leidet, bringt der Klimawandel auch gravierende Niederschlagsanomalien mit sich. In Regionen wie Angola und entlang der Küste des Golfs von Guinea fielen 2023 ungewöhnlich hohe Regenmengen. Gleichzeitig erlebten weite Teile Nordafrikas und des Horns von Afrika historische Dürren.

Die Folgen sind fatal: In Ländern wie Tunesien und Marokko gingen die Getreideernten aufgrund ausbleibender Niederschläge um bis zu 80 Prozent zurück. Gleichzeitig sorgten starke Regenfälle und Überschwemmungen in Kenia, Somalia und Äthiopien für die Vertreibung von über zwei Millionen Menschen. Besonders verheerend war das Mittelmeer-Tief „Storm Daniel“, das in Libyen mehr als 4.700 Menschenleben forderte und ganze Städte zerstörte.

Landwirtschaft in der Krise

Die extremen Wetterbedingungen haben Afrikas Landwirtschaft in eine Krise gestürzt. Der Bericht der WMO zeigt, dass die Ernteerträge in vielen Ländern deutlich unter den Erwartungen lagen. Nordafrika verzeichnete 2023 eine Getreideproduktion von rund 33 Millionen Tonnen – zehn Prozent unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Besonders dramatisch war die Lage in Tunesien, wo die Ernten aufgrund anhaltender Trockenheit um mehr als 80 Prozent zurückgingen.

Auch in West- und Ostafrika hinterließen Dürren und Überschwemmungen ihre Spuren. In Ghana, Nigeria und Benin führten anhaltende Trockenperioden zu Ernteausfällen, während Überschwemmungen in Äthiopien und Somalia ganze Anbauflächen zerstörten. Insgesamt bedrohen die extremen Wetterbedingungen die Ernährungssicherheit in vielen Regionen Afrikas und verschärfen die humanitäre Lage.

Wirtschaftliche Verluste und dringender Handlungsbedarf

Die klimatischen Veränderungen haben nicht nur direkte Auswirkungen auf die Landwirtschaft, sondern belasten auch die Volkswirtschaften vieler afrikanischer Länder. Schätzungen zufolge verlieren afrikanische Staaten jährlich zwischen zwei und fünf Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts (BIP) durch klimabedingte Naturkatastrophen. Hinzu kommt, dass zahlreiche Länder bis zu neun Prozent ihrer Haushaltsmittel in Notfallmaßnahmen zur Bewältigung dieser Katastrophen stecken müssen.

Der Bericht der WMO betont die Notwendigkeit erheblicher Investitionen in die Anpassung an den Klimawandel. Es wird geschätzt, dass Afrika jährlich zwischen 30 und 50 Milliarden US-Dollar benötigen wird, um sich auf die zunehmenden Wetterextreme vorzubereiten. Besonders wichtig sind Investitionen in meteorologische Dienste und Frühwarnsysteme, die den Ländern helfen könnten, besser auf zukünftige Katastrophen zu reagieren.

Ausblick: Afrika braucht internationale Unterstützung

Afrikas Klimakrise ist nicht nur ein regionales, sondern ein globales Problem. Der Bericht fordert die internationale Gemeinschaft auf, den Kontinent bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Innovative Finanzierungsmodelle wie „Debt-for-Climate“-Swaps könnten dazu beitragen, die notwendige Finanzierung sicherzustellen.

Die WMO hebt zudem die Bedeutung einer gerechten Energiewende hervor. Um nachhaltiges Wachstum zu gewährleisten, wird Afrika bis 2050 Investitionen von mindestens zwei Billionen US-Dollar im Energiesektor benötigen. Diese Investitionen sind entscheidend, um den Kontinent widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen und gleichzeitig den Weg für eine nachhaltige Entwicklung zu ebnen.

Der Bericht verdeutlicht: Ohne rasches und koordiniertes Handeln könnten die Folgen des Klimawandels für Afrika und die Welt verheerend sein. Der Kontinent steht vor einer existenziellen Herausforderung – doch mit der richtigen Unterstützung und umfassenden Anpassungsmaßnahmen könnte Afrika den Weg in eine klimaresiliente Zukunft finden.